On the road again
Liebe Blogleser,
nachdem ich gestern in Lanzhou nichts getan habe, ausser einen Sonnenhut zu kaufen, zu essen und einen Mittagsschlaf abzuhalten, ging es heute wieder los. Die ersten 30km waren etwas nervig, da sich Lanzhou in einem schmalen Tal ewig langzieht, aber danach ging es flach auf bester Strasse am gelben Fluss entlang, bis nach 45km die Strasse 312 abzweigte, der wir nun 2000km bis Urumqi folgen werden. Diese fuehrt jetzt erstmal durch den sehr trockenen Hexikorridor, ein schmales Tal inmitten bizarr aussehender Felsberge. Dies war seit jeer der einzig sichere Weg zwischen West- und Ostchina, da weiter noedlich die MOngolen lauerten. Hier werden wir auch auf das westluiche Ende der Mauer treffen.Die Strsse 312 ist auch bestens ausgebaut, wenig Verkehr und es ging ganz langsam bergauf. Das Wetter war zunaechst bestens, ca. 17 Grad und Sonne, gegen Mittag haben wir in einer Art Schulkantine gegessen, mit metallenen Tabletts mit Aussparungen fuer mehrere Gerichte, es gab lecker Gemuese, Tofu und Reis. Da wir mit dem Rad kamen, hat der Koch einen richtigen Berg draufgehauen.
Leider bewoelkte es sich am nachmittag und es kam ein heftiger Wind auf, sodass von den trockenen Bergen jede Menge Sand aufgewirbelt wurde, aber das wussten wir ja, dass es hier Sandstuerme geben kann. Deswegen und weil Leon sich heute nicht besonders gut fuehlt (Erkaeltung) sind wir schon um 15:30 Uhr in Yongdeng nach 107km in ein Hotel mit heisser Dusche (das ich das noch erleben darf) eingekehrt. Jetzt schlaeft Leon und ich habe mich ein wenig im Dorf umgesehen. Ach ja, wir haben hier wohl eine ungewoehnliche Form der Freizeitbeschaeftigung gefunden. LKW umwerfen und Ladung bergen. Wir sind heute an zwei LKW’s vorbeigefahren, bei denen sich auf einer Seite wohl die Reifen geloest haben und die dann einfach umgekippt sind. Ich muss gestehen, dass ich kein echtes Mitleid emppfinde fuer die hupenden Ungeheuer. Its aber auch ein bloede Idee, mit voellig abgefahrenen Reifen LKW’s voellig zu ueberladen und immer nur notduerftig zu reparieren. Da bleibt sowas halt nicht aus.
Ach ja, die Hauptbeschaeftigung der Chinesen hatte ich ja noch gar nicht erwaehnt: Bachsteine. Die sind hier ueberall. Jeder zweite Lastwagen transportiert sie, Menschen transportieren sie in Koerben auf dem Ruecken, in Handkarren, man sieht sie fein aufgereiht am Strassenrand, als Haufen, ueberall. Es wirkt so, als sei 2009 das Jahr des Hausbaus. Jeder baut ein neues Haus, renoviert es, in jeder noch so kleinen Stadt werden 6-spurige Strassen gebaut mit riesigen Wohnbloecken, man fragt sich immer, wer da eigentlich drin wohnen soll. Auch in jedem Fluss an jedem Berg werden Steine abgebaut fuer noch mehr Beton und nochmehr Strassen. Das macht einem echt Sorgen, wenn die so weiter machen, dann wird in den bergigen Gegenden in den Taelern bald nichts mehr sein als Strassen, Autobahnen und Haesuer. Ausserdem fragt man sich, was eigentlich die ganzen Bauunternehmer, Arbeiter, Ingenieure etc. machen, wenn das mal alles fertig ist. Auch erschreckend ist, dass in jedem noch so kleinen Dorf mehrere Motorrad- und LKW-Werkstaetten sind. Wenn die Strassen erstmal alle gut asphaltiert sind und die Leute auf die Idee kommen, ihre Sachen ordentlich raparieren zu lassen, dann haben die alle ein Problem. Sowieso frage ich mich schon seit Chengdu, wovon die Leute eigentlich alle leben. Ausser ein bisschen Landwirtschaft in schmalen Taelern gibt es nichts ausser besagte Werkstaetten und es wird gebaut. Z.B. Long Nan, genau in der Mitte der unsaeglichen Strasse. Man muss in jede Richtung ueber mehrere teils ungeteerte Bergpaesse und dann taucht mittendrin diese Stadt mit ca. 250.000 Einwohnern auf.
So und jetzt noch einige Details zu meiner Routenaenderung, da ich gehoert habe, dass einige meine Route auf Landkarten nachverfolgen. Wir werden jetzt bis zur beruehmten Oase von Turpan auf meiner urspuenglich geplanten Route bleiben, also noch ca. 1600km. Dann werden wir nach Norden abzweigen und nach Urumqi, der Hauptstadt von Xinjang fahren. Von dort geht es 600km direkt gen Westen bis zur kasachischen Grnzen, wo wir nach Almaty radeln werden. Von dort geht es in zwei Tagen nach Bishkek , der Hauptstadt Kirgisens. Da unsere beiden Visa fuer Kirgisen erst ab 15. Mai gueltig sind, haben wir also genug Zeit, um ohne Hetze dorthin zu gelangen. Ausserdem ist die Route bei weitem nicht so bergig wie bisher.
In Bishkek trennen sich unsere Wege, Leon will noch etwas durch Kirgisien radeln, ich werde mich auf die spektakulaere Bergstrasse zwischen Bishkek und dem usbekischen Fergana Tal begeben, wo ich wieder auf meine urspruenglich geplante Route treffen werde.