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26. August 2009

Endlich zu Hause

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 09:53

Liebe Blogleser,

das erste Mal seit ich den Blog schreibe sitze ich nun nicht mehr in einem Internetcafe sondern gemütlich zu Hause an meinem Schreibtisch, mit einer Tasse Kaffee. Denn seit Sonntag bin ich nun nach genau 14.587 Kilometern wieder im heimischen Hamburg. Wie ihr auf den Bildern sehen könnt, wurde ich von meiner Freundin, meinen Eltern und Freunden mit einem Grillen an der Alster empfangen, sogar ein Banner hatte mein Vater angefertigt, was für eine Überraschung, ich war ganz überwältigt.

Ich kann gar nicht beschreiben, wie schön es war, entlang meiner Trainingsstrecke durch die Vier- und Marschlande zu radeln, bei herrlichem Wetter schon von weitem die Skyline von Hamburg (i.e. der Michel) zu erblicken, einen Anblick, den ich mir immer mal wieder unterwgs vorgestellt hatte, wenn ich positive Gedanken brauchte. Und das war in den teils entbehrungsreichen Monaten öfter der Fall, sei es wegen der Kälte, der schlechten Straßen, der Stürme, der nervigen Bürokratie, der Hitze usw.

Ich habe mir meinen Traum also erfüllt und geschafft, was ich mir vorgenommen hatte und es war die bisher intensivste Zeit meines Lebens. Ich habe unbezahlbare Eindrücke und Erlebnisse gehabt, viele interssante Menschen kennengelernt und mich auch persönlich weiterentwickelt. Denn eines lernt man auf solch einer Reise: Geduld. Auch relativieren sich viele Probleme, die man hier so hat. Wem einmal in der Wüste fast das Wasser ausgeht und feststellt, dass der auf der Karte verzeichnete nächste Ort gar nicht existiert, den bringt so schnell jetzt nichts mehr aus der Ruhe.

Leider ist die nun der letzte Blogeintrag, ich danke allen, die mich im Netz verfolgt haben, für das fleißige Lese, die vielen E-Mails und das Feedback.

Euer Carsten(getier)


16. August 2009

Wieder in Deutschland!!!

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 10:03

Liebe Blogleser,

es ist vollbracht. nach siebeneinhalb Monaten und 13.900km habe ich gestern (15.08.) um 17:30 Uhr bei Bad Schandau an der Elbe die Grenze zu Deutschland erreicht. Unglaublich, das hätte ich kaum gedacht als ich im Januar in Bangkok losgefahren bin, nach den ersten Tagen “damals” bei Hitze, Problemen mit der Zeitumstellung, Apetitlosigkeit und Hundeangriffen war ich kurz davor, wieder nach Hause zu fliegen. Aber ich habe durchgehalten und auch Schnee und Eis, Wuesten, Spinnen, Polizisten, Regen, Schlamm, Bürokratie und sonstigem Übel getrotzt und bin unglaublich erleichtert, nun fast zu Hause zu sein.

Jetzt sind es nur noch 600km immer entspannt am Elberadweg, sodass ich nun definitiv am Sonntag, den 23.August in Hamburg ankommen werde. Wenn ihr das mit mir feiern wollt, packt nächsten Sonntag Sitzgelegenheiten, Getränke und was zum Grillen ein und kommt um 14:00 Uhr zum Schwanenwik an die Alster. Grill und Kohle sind wie immer vorhanden. Ich freue mich auf Euch.

So, neben den Ankündigungen nun die Ereignisse seit meinem letzten Blogeintrag, der ja leider schon etwas zurückliegt. Leider ist es nämlich wie befürchtet, die Internetcafedichte lässt rapide nach und oft werde ich angeschaut, als käme ich vom Mond, wenn ich nach einem frage. Nur “WiFi” gibt es überall, aber einen Laptop konnte ich ja nun nicht auch noch mitschleppen. So nach dem Motto, er ist zwar in der Wüste verdurstet, weil er nicht genug Wasser mithatte, konnnte die nachwelt aber in E-Mails vom Laptop live daran teilhaben lassen.

In Budapest habe ich vom 6. bis 10. August vier entspannte Tage mit Jackie D. in einem Luxushotel verbracht, wir haben uns die Stadt angesehen und waren zwei Tage im Szecheny fürdo, dem wohl schönsten Thermalbad der Welt, mit Sauna, Heisswasswerbecken und Spaßelementen, wie es so schön im Reiseführer stand. Leider hieß es dann aber am Dienstag ein letztes Mal Abschied nehmen und dann bin ich erstmal 150km Zug gefahren, weil ich die Strecke bis Gyor ja schon vorher geradelt war. Der Dienstag war aber wenig erfreulich, schon morgens regnete es und ich musste mich zweimal eine Stunde unterstelllen, um dem heftigen Regen, vor allem aber den in der Donauebene bedrohlich einschlagenden Blitzen zu entgehen. Beim zweiten Mal, als ich vor einem Supermarkt wartete, fiel dort der Strom aus, was blöd für die Insassen war, denn die Automatiktüren funktionierten ohne Strom nicht, also waren die Leute einne Viertelstunde gefangen. Ausserdem war ich an dem Tag nicht gut drauf, nach vier Tagen ohne Rad fällt das Losfahren immer schwer. Ich habe dann auch nicht mein eigentlches Tagesziel erreicht, sondern nach knapp 100km in Hainburg an der Donau in Österreich ein super Pensionszimmer gefunden. Hier hat sich bestätigt, das Österreich günstiger ist als Ungarn, denn auch Jackie D., die zuvor eine Woche am Plattensee war, fragte sich, wer das Gerücht in die Welt gestezt hat, das Ungarn ein günstiges Reiseland sei. Auch gestern z.B. habe ich für den Campingplatz in Bad Schandau nur die Hälfte des in Ungarn üblichen Preises bezahlt. Abends war ich dann nur etwas essen, ich war fix und alle, ein Tag zum Abhaken.

Leider wurde der Mittwoch auch nicht viel besser, ich hatte den ganzen Tag starken Gegenwind und zu allem Übel wurde es am Schluss richtig hügelig, als ich Tschechien erreicht hatte, was ich auf direktem Weg auf einer Hauptstrasse durchqueren wollte. Da ich den Tag zuvor 35km zu wenig geschafft hatte, musste ich also 165km radeln, um nach Moravske Budejovice zu gelangen, was mit 450 Metern über N.N. 300m über der Höhe des Donautals lag. Ausserdem war es den Tag recht kühl, das bin ich gar nicht gewöhnt. Auch an dem Abend habe ich außer essen und lesen nicht viel geschafft und bin früh schlöafen gegangen.

Auch an Donnerstag war es hart, es regnete die ganze erste Tageshälfte und es ging die gesamten 137km des Tages immer auf und ab, einmal bis auf fast 700m. Das hat mich total verblüfft, das in Zentraltschechien solche Anstieg warten. Außerdem fuhr ich den ganzen Tag auf der Hauptstrasse mit viel Verkehr und die Landschaft war nicht besonders Spektakulär. Aber wenigstens wurde es nachmittags sonnig und in Kolin hatt ich auch endlich die Elbe erreicht, außerdem ist es ein nettes Städtchen mit schönem Marktplatz. Kurios war mal wieder meine Unterkunft, ich habe in der Pension im Eisstadion gewohnt. Auf der anderen Seite des Flurs zu meinem Zimmer ging es zur Tribüne des Stadions, das auch imn Betrieb war, dort trainierten gerade motivierte Tschechien in voller Montur auf dem Eis. Sehr lustig.

Und dann gestern ein super Tag. Das Wetter war besser und nach drei Tagen im Sattel war ich wieder im TRrtt und die Aussicht auf einen Ruhetag in Dresden beflügelte mich. Ich wollte eigentlich nur bis Litomerice radeln, wo ich vor fünf jahren schon mal mit jackie D. übernachtet hattte, als wir den Elberadweg von Prag nach Magdeburg geradelt sind, aber dort war es noch früh und ich war guut drauf, obwohl ich wieder Gegenwind hatte. Also beschloss ich, bis Decin, der letzten Stadt vor der Grenze zu radeln, aber auch da war ich noch fit, also beschloss ich, die 20km bis bad Schandau zu radeln, wo ich nach 194 Kilometern ankam, nicht ohne mich vorher an der Grenze fotografieren zu lassen. Ich hatte sogar überlegt, die 50km bis Dresden auch noch zu fahren, in der Lage wäre ich gewesen, habe mich dann aber dagegen entschieden. Es ist echt unglaublich, an welche Belastungen man den Körper gewöhnen kann, auch wenn ich schon vor der Reise viel radgefahren bin, aber so eine Gewöhnung hätte ich nicht erwartet. In Bad Schandau erwartete mich dann erstmal ein Schwall von NPD-Plakaten mit teils üblen Parolen. Ganz abgesehen, dass sowas immer Fehl am Platz ist, die Wähler dort sollten mal nachdenken, ob das in einem Ferienort, der auch ausländische Gäste anlockt, so clever ist. Ich bin dann ins schöne Kirnitzschtal auf den Campinplatz gefahren, wo ich nur 7,50 Euro bezahlt habe und der echt super war, allerdings auch sehr voll. Hier habe ich mein Zelt aufgeschlagen und sofort weckte mein Rad Interesse, welches seit Budapest nun mit den Aufklebern aller Länder, durch die ich gefahren bin, beklebt ist. Ich wurde (wie schon bei der Touristeninformation) gleich gefragt, ob ich dort überall war und als ich das bejahte, war ich sofort umringt und wurde mit Fragen überhäuft. Besonders ein anderer Radler, der gerade nach Abschluss seines Zivilddienstes im Nationalparkzentrum Büsum eine Nationlaparktour durch Deutschland macht, war interessiert und wollte viele Tipps zum radeln und reisen. Ein sehr netter abend, an dem ich aber früh müde war, wie ihr Euch vorstellen könnt.

Und heute dann der kurze Ritt nach Dresden (50km), an dem ich aber glaube ich einen Vorgeschmack auf die nächsten Tage bekommen habe. Radreisen sind anscheinend en vogue und insbesondere der Elberadweg scheint sich äußerster Beliebtheit zu erfreuen, das war echt anstrengend, ich hoffe, das wird nicht den ganzen Weg nach Hamburg so. Aber hier in Dresden ist gerade Stadtfest und vielleicht lag es ja daran. Denn hier ist der reinste Trubel und ich war froh, noch eine Unterkunft bekommen zu haben, das Hostel in das ich eigentlich wollte, war ausgebucht. Jetzt wohne ich im Gästehaus der TU Dresden, echt super und luxurös, aber ich habe beschlossen, es mir die letzten tage auch mal gutgehen zu lassen, aber die nächsten Tage werden auch wieder gecampt, das ist auch immer super.
Heute nachmittag habe ich mir endlich mal wieder der Kopf rasieren lassen, das hatte ich seit Hermannstadt nicht mehr gemacht, ein paar Besorgungen gemacht und dann hier im Hotel den Blog geschrieben. Morgen werde ich dann einfach relaxen und mir mal das Stadtfest ansehen, bevor es auf die Schlussetappe geht.

8. August 2009

Gruesse aus Budapest

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 07:12

Liebe Blogleser,

herrlich, nicht nur, dass ich hier in Budapest seit Mittwoch endlich Jackie D. nach fast 5 Monaten wiedergesehen habe, nein, wir logieren hier auch im mit Abstand besten Hotel meiner Reise, dem NH Hotel mit vier Sternen. Geraeumiges Zimmer mit Klimaanlage, beste Lage, ein super Fruehstuecksbuffet und kostenloser Internetzugang, super.

Der Weg nach Budapest seit meinem letzten Blogeintrag am Dienstag war noch gut, es ging immer entlang am Donauradweg und ich bin an dem Tag noch weiter gefahren, als ich vorhatte, naemlich bis Vac, 40km vor Budapest. Da es dort nicht viel zu machen gab, habe ich nur eine Pizza gegessen und etwas ferngesehen.

Der Weg nach Budapest war weniger schlimm als ich dachte, Budapest hat zwar ungefaehr genausoviel Einwohner wie Hamburg, ist aber dichter besiedelt, es wirkt viel kleiner als HH. Unterwegs habe ich bei Decathlon (einem grossen Sportgeschaeft) noch ein neues Campingmesser gekauft, meines habe ch dummerweise irgendwo liegenlassen. Am Donnerstag bnachmittag habe ich dann erstmal etwas geschlafen und war dann mit Jackie D. und Ewwa in einem Kneipenviertel essen.

Gestern morgen dann haben wir nach dem Fruehstueck Ewwa zum Bahnhof gebracht, sie faehrt mit dem Zug nach Hamburg zurueck und wir wollten dann eigentlich die Stadt erkunden, aber meinem Magen ging es nicht gut, sodass ich den nachmittag im Bett verbracht und Jackie D. alleine im Jugendstilmuseum und etwas shoppen war. Tolle Wurst. Aber abends ging es mir besser und wir sind essen gegangen.

Heute wollen wir ins Stadtwaeldchen in eines der Thermlbaeder, dieses hat auch ein Aussenbecken, das ist genau richtig fuer meine mueden Beine um mich auf die letzten 1400km vorzubereiten. Sonntag wollen wir ins ungrische Nationalmuseum und Montag in die Hoehlen unter dem Burgberg, bevor es am Dienstag wieder auf die Strasse geht.

Die nUngarn wirken im uebrigen eher wie Skandinavier, sowohl vom Aussehen und Sprache (die ungarische Sprache gehoert ja zur selben wie die finnische), auch von der Mentalitaet. Die Leute hier sind zwar freundlich, aber eher nordisch unterkeuhlt. Auch halten sich hier die Leute penibel an die regeln, es ist sauber, die Radfahrer fahren nicht auf der Strasse, sondern auf dem Radweg oder sogar dem gehweg und die Ungarn simnd ein eher ruhiges Voelkchen, sehr angenehm, wenn auch etwas ungewohnt fuer mich, nach all den Erfahrungen bisher.

Ach so, dann muss ich ja noch ein Update geben ueber mien temporaeren Begkeiter aus Chian. Leon, dem aus aktuellen Gruenden ein Iranvisum verwehrt wurde, wird jetzt auch ueber Aserbaidschan und georgien fahren, allerdings wird er versuchen, eine Faehre aus Aktau in Kasachstan nach baku zu nehmen. Deswegen mache ich mir etwas sorgen, denn dazu muss er die Wueset zwischen Usbekistan und Kasachstan durchqueren, was ich im August fuer Wahnsinn halte, auch weil es dort fuer hunderte von Kilometern keine Siedlungen gibt und er sehr viel Wasser mitnehmen muss. Ausserdem faehrt die Faehre dort nur etwa alle 2 Wochen, so dass er unter Umstaenden dort ewig warten muss. (http://www.crazyguyonabike.com/doc/?o=3Tzut&doc_id=4242&v=16I)

Margo und Chris (www.candmwanderings.blogspot.com) hingegen habe den gleichen Weg wie ich eingeschlagen und sind mit dem Auto durch Turkmenistan gefahren und haben dann die Faehre von Turkmenbashi nach Baku genommen. Sie hatten allerdings weniger Glueck als ich, sie mussten zwei Naechte in der Wartehalle schlafen und die Faehre war weniger gut, sie hatten nicht einmal eine Kabine, geschweige denn eine Dusche. Allerdings haben sie ein richtiges Visum fuer Aserbaidschan und koennen sich mehr Zeit lassen und muessen sich nicht so die Lunge aus dem Leib radeln wie ich.

5. August 2009

Ethnologischer Sonderbericht

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 11:02

Liebe Blogleser,

nach zwei Tagen Hostel in Sibiu und den Erfahrungen aus Südostasien (in Ungarn gibt es wieder das Ü auf der Tastatur) muss es einfach sein, es gibt heute nach den Ereignissen einen ethnologischen Sonderbericht über den weltweit verbreiteten “homo backpackeriensis”. Doch zunaechst (ein “ae” gibt es im ungarischen leider nicht) der Bericht.

In Sibiu habe ich zwei erholsame Ruhetage genossen, viel geschlafen, micht mit drei Deutschen unterhalten, die mit dem Auto unterwegs waren und die schoene Stadt genossen. Am Dienstag bin ich dann aus Sibiu früh aufgebrochen und musste die ersten 75km wieder auf der vielbefahrenen Strasse 1 zuruecklagen, weshalb ich richtig Gas gegeben habe, um das hinter mich zu bringen. So hatte ich um 11:00 Uhr schon ein ganzes Stück geschafft, bevor es in die Berge ging. Es ging dann langsam hoch in die Munti Apuseni, erst hiess es einen 900 Meter hohen Pass zu erklimmen, doch wie immer in Rumaenien war es nicht steil, also kein Problem. Nach der Abfahrt nach 130km wollte ich eigentlich nach einer Unterkunft suchen, doch es war früh und es gefiel mir dort nicht so richtig, also bin ich weitergefahren, bis ich nach 163km einen einfachen Campingplatz gefunden habe, denn wildcampen ging dort wieder nicht, in dem Nationalpark gibt es wieder Baeren. Erst war ich allein, dann kam leider eine laermende rumaenische Familie mit zwei Autos und die haben es geschafft, den ganzen abend unfassbar viel Kram aus den Autos zu holen, rieisige Zelte aufzubauen usw. Das hat bestimmt drei Stunden gebracuht. Wenn die am naechsten morgen auch so lange gebraucht haben, das ganze Zeug wieder einzupacken, dann verbringen die ihren Urlaub einfach nur mit Autofahren und Auf- und Abbauen. Jeder, wie er mag.

Am Mittwoch morgen war mein Zelt dummerweise sehr feucht, es wurde in dem Bergtal am Fluss feuchtkalt und ich musste lange warten, bis mein Zelt halbwegs trocken war. Dann ging es weiter, es hiess, die letzten beiden langen Anstiege meiner Tour zu bewaeltigen. Der erste fuerhrte nochmal auf 1200 Meter, war aber nur ganz zum Schluss eine echte Steigung, vorher ging es langsam am Fluss bergauf. Aber an dem Tag lief es irgendwie nicht, die Beine waren schwer, es war aber auch ziemlich schwülheiss. Auch die Abfahrt war nicht besonders tolll (aber die Aussicht schon), die Strasse war voller Schlaglöcher. Auch die Orte veraenderten sich, war in Siebenürgen alles relativ wohlhabend, war dieser Teil wesentlich aermer, was man auch an der Auswahl in den Laeden erkennen konnte, aber auch an den Orten, die wesentlich aermer wirkten. Der zweite Anstieg auf 750 Meter (von 200) war gottseidank im Wald, denn der war schon steiler. Und nach der Abfahrt (wenn es nicht laeuft, laeuft es nicht) hatte ich dann meinen dritten Platten, sehr komisch, das Loch war an der Felgeseite des Schlauchs). Unter regem Interesse der an dem Laden werkelnden Handwerker habe ich also den Schlauch gewechselt und bin dann weiter gefahren, um langsam (es war schon 17:00 Uhr) einen Platz zum campen zu suchen (in dieser gegend gab es keine Hotels oder Campingplaetze). Es dauerte aber noch eine Stunde und 20km bis ich versteckt an einem Fluesschen einen gefunden habe, der zwar wieder ziemlich mückenverseucht war, aber so konnte ich mein Autan ausprobieren, was gehalten hat, was es versprochen hatte.

Am Donnerstag waren es dann nur noch 75km bis Arad, einer schoenen Stadt an der Mures, wo ich mir wieder mal ein Hotel (etwas ausserhalb) gegönnt habe, wa sich aber nur dank der Hilfe eines Radkuriers gefunden habe, der mich anspreach, als ich suchend umher blickte. Sehr freundlich, er hat mich hingefahren. Ich bin dann etwas durch den Ort gelaufen, war im Internetcafe und als ich dann im Cafe sass, merkte die Familie neben mir, dass ich deutsch sprach (ich hatte mit meinem Vater telefoniert) und sprachen mich an, es waren Rumaeniendeutsche. Wir haben uns ein wenig unterahlten, ich glaube, sie waren froh, deutsch zu sprechen, denn so viele gibt es dort nicht mehr). Zum Schluss haben sie mich noch vor den Ungarn gewarnt, die seien nicht so nett und dort würde viel geklaut. Aber das glaube ich nuicht, das hat man mir vor meiner reise über alle Laender gesagt.

Am Freitag bin ich dann schon um 6:30 Uhr losgefahren, denn hier in der Ebene wird es echt warm. Es galt, 110 flache Kiometer bis Szeged, der ersten grossen Stadt in Ungarn. Ich habe unterwegs Brot und Kaese gefruehstueckt, im Grenzort meine letzten rumaenischen Lei gewechselt und dann beim Grenzübertritt (jetzt bin ich endgültig in der Schengenzone) wieder einen Stunde gewonnen, jetzt bin ich wieder in der gleichen Zeitzone wie Hamburg, sehr beruhigend. In Szeged habe ich in einem Studentenwohnheim übernachtet (das wir Michi den Radspezi freuen), das im Sommer leerstehende Zimmer vermietet, sehr schön. Ich habe mir die Stadt angesehen, einen neuen Schlauch für mein Rad gekauft und war in der grossen Kathedrale, sehr beeindruckend. Abends in meinem Zimmer habe ich mich dann als Fledermausretter betaetigt. Ich lag auf meinem Bett und habe Hoerbuch gehoert, da flatterte ploetzlich eine Fledermaus wie wild durchs Zimmer, sie muss durch das gekippte Fenster gekommen sein. Schnell habe ich das Fenster aufgemacht, doch das drollige Wesen ist immer kurz vorher abgedreht. Schliesslich habe ich es mit dem Laken versucht, ich habe es so gehalten, dass der Raum immer kleiner wurde, aber auch das half nichts. Schliesslich, nach 10 Minuten, habe ich die Tuer aufgemacht und nach weiteren fuenf Minuten hat sie es da raus geschafft. Jetzt hiess es, die Maus den Flur entlang zu bekommen, um sie dort durch das grosse Fenster in die Freiheit zu entlassen. Dummerweise ist sie aber erst ins Treppenhaus entschwunden, wo sie gegen die Scheibe flog und sie auch langsam die Kraefte zu verlassen drohten, die Kleine tat mir leid. Als sie aber wieder im Flur war, habe ich es nach ein paar weiteren Minuten geschafft, sie mit dem Laken aus dem Fenster zu treiben. Uff, was fuer eine Aufregung am abend.

An Freitag bin ich dann wieder extrem frueh losgefahren, es ging, der Hitze in der ungarischen Ebene zu entgehen. Ich fuhr immer geradeaus und flach auf ruhigen Nebenstrassen und hatte leichten Rueckenwind, sodass ich schom um 10:30 Uhr die Haelfte der eigentlich vorgesehenen 150 km hinter mir hatte, da bin ich erstmal in eines der vorzueglichn Kaffeehaeuser eingekehrt, ein Relikt aus der Zeit, als Ungarn Zum oesterreichischen Kaiserreich gehoerte. Es gab Kaffee und lecker Torte. Weiter ging es, nach 110km hatte ich die Donau erreicht, da war es erst 12:30 Uhr und ich habe vor dem Penny-Markt erst mal Mittag gemacht, mittlerweile war es schon echt warm. Aber es waren nur noch 35km bis Simontornya, dem vorgesehenen Tagesziel, Zu dem es etwas huegelig wurde. Dort angekommen entpuppte sich der auf der Karte eingezeichnete Campingplatz aber als Wiese neben einer Tankstelle, da wollte ich lieber irgendwo campen. Also habe ich eingeakuft, um mir einen ruhigen Campingplatz zu suchen, hatte aber die Eingebung, noch bis zum 25km entfernten Tamasi zu radeln, eine weise Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. Denn dort gab es einen super Campingplatz inklusive Thermalbad, wo ich dann gegen 17:30 Uhr nach 193km mein Zelt aufgebaut habe, neugerig beobachtet von meinen hollaendischen Nachbarn mit Campingmobil, die begeistert waren, wie schnell das ging. Wir kamen ins gespraech und dann bekam ich von den beiden einen super bequemen Campingstuhl geliehen, sehr freundlich, die Hollaender, auch wenn damals 1990 Frank Rijkard Rudi Voeller bespuckt hat (Jackie D. wir die Augen verdrehen, wenn sie das liest). Ich war dann bei Lidl einkaufen (die deutschen Lebensmittelketten haben sich ueberall breitgemacht), dann im Thermalbad und habe dann lecker gekocht, ein super Tag.

Da es dort so schoen und der Campingplatz so ruhig war, habe ich gleich beschlossen, dort einen Ruhetag einlagen, was ich auch gemacht habe und den ich mit lesen (es gab dort einen Kiosk an dem ich eine FAS und eine Sportbild bekommen habe), baden und schlafen verbracht habe. Abends war ich denn essen bei “Josef und Judith”, einem Restaurant das von zwei Schweizern betrieben wird, sehr lecker und das Beste: Nach dem Essen kam der Wirt an meinen Tisch und frage, ob ich der Halbverrueckte sei. Meine hollaendischen Nachbarn hatten ihm am Vorabend von mir erzaehlt. Er fragte mich ueber meine Reise, ich musste ins gaestebuch schreiben und dann sagte er, das Essen gehe aufs Haus. Sehr freundlich, wenn ihr also in Tamasi, 40km suedlich vom Plattensee seid, dann schaut dort vorbei.

Am Montag bin ich dann zum Plattensee geradelt, die erste Stadt war Siofok, das am abend die Hoelle sein muss. Es bestand nur aus Hotelkaesten und unzaehligen Discos, Bars und Pubs, ich sah auch mehrere Male Busladungen von jungen Leuten ankommen, hier fliest abends der Schnaps betsimmt in Stroemen. Ich bin dann weiter gefahren und war ueberrascht, dass der Plattensee rundum bebaut ist. Auf den 60km bis Balatonfuered war kein Meter am See, an dem nicht wenigstens eine Strandbar oder eine Villa war. Auf dem Radweg war zudem einiges los, halb Ungarn umrundete anscheinend mit dem Rad den See. Gegen Mittag war ich schon in Balatonfuered, wo ich Jackie D. ueberraschen wollte, ich hatte sie die ganzen tage zuvor angeflunkert, wo ich war, ich wollte sie vier Tage, bevor wir uns in Budapest sehen, schonmal vorher besuchen. Sie ist mit ihrer Freundin Ewwa zur Zeit am Balaton zum entspannen. Ich bin aber erstmal zum Campingplatz, was ein Fehler war. Zum einen weil er eine riesige Massentoursimusfarm in Bodenhaltung war, sodern auch weil er voellig ueberteuert war, weil es dort keine Wiese fuer Zelte gab, sondern ich eine ganze 60 Qadratmeterparzelle mieten musste, auf der mein zelt ungefaehr fuenf Prozent der Flaeche benoetigte. Aber naja. dann bin ich in die Stadt , da ich Jackie D. auf einem Ausflug glaubte, von dem sie erst abends zuruekkommen sollte und wie ich ins Internt wollte, den Internetcafes sind immer rarer gesaet. Aber dort wollten sie 3,5 Euro die Stunde, echter Wucher, also muste das warten. Ich habe iene Pizza gegessen und bin etwas herumgelaufen, bevor ich wieder bei Jackie D. angerufen habe und sie gefragt habe, ob wir einen Kaffee trinken wollen. Sie hat es erst gar nicht gelaubt, dass ich wirklich in Balatonfuered bin, aber nach fuenf Monaten haben wir uns dann an der Strandpromenade wndlich wiedergesehen. Den nachmittag habe wir dann in einer Bar bei bei Kaffee verbracht und waren abends essen, bevor ich ueberstuerzt aufbrechen musste, weil ein heftiges Gewitter aufzog und ich vorher in meinem Zelt sein wollte. Nun sehen wir uns am Donnerstag in Budapest wieder. Das Gewitter brach dann auch los, mit heftigem Platzregen, nachts hat es dann noch zwei weitere Male heftig gewittert, aber das Zelt hielt wie immer dicht.

Morgens musste ich das Zelt dann alerdings erstmal trocknen und von Schlamm befreien, sodass ich erst um 9:00 Uhr loskam. Ich hatte beschlossen, da ich noch drei tage Zeit habe, nach Norden bis zur Donau zu radeln und dann den Donauradweg bis Budapest. So werde ich vorradeln udn werde dann am 11. August fuer die ersten 150km bis Gyor den Zzug nehmen, um nicht die selbe Strecke zweimal zu radeln. So werde ich jetzt zu 80 Prozent schon am Sonntag, den 23. August in Hamburg sein, also schon mal den Termin vormerken, da dann an der Alster gegrillt wird. Vom Balaton bis Komarom, wo ich heute nacht uebernachtet habe, waren es 110km, von denen es die ersten 50km leicht bergig waren, allerdings nicht steil. Aber ich bin wieder ein paar Kilo leichter, ich habe Jackie D. einige Sachen mitgegeben, die ich auf den letzten Kilometern nicht mehr brauche. Und in Komarom habe ich die weise Entscheidung getroffen, mir ein Zimmer in einer Pension zu nehmen, denn am nachmittag hat es wieder gewittert mit Starkregen, das Wasser stand 5cm auf der Strasse. Das waere im Zelt kein Vergnuegen gewesen. ich habe da in einer Pizerria gesessen und mich mit zwei hollaendischn aelteren Damen unterhalten, die den Donauradweg fahren, mit Mietraedern, Gepaecktransport und in 4-5 Sterne-Hotels, sehr kommod. Abends habe ich gelesen und ferngesehen, das erste Mal seit Dezember wieder Tagesschau. Ausserdem konnte ich erfahren, wen ich beider Bundestagswahl waehle: ganz klar Horst Schlemmer, der sich endlich entschlossen hat zu kandidieren. Ich muss es sagen, aber den waehle ich noch lieber als “Die Partei”, die zwar imerhin den Wiederabriss der Frauenkirche fordert, aber Schlemmers Forderung nach “Mehr von Allem” finde ich noch ueberzeugender.

Heute morgen dann der Grenzuebertritt in die Slowakei, ich hatte beschlossen. auf der flachen Seite der Donau zu radeln, somit habe ich mein 15. Land betreten. Ich hatte Rueckenwind und befinde mich jetzt gerade in Sturovo, gegenueber der wohl bekannteren Stadt Esztergom auf ungarischer Seite. Hier habe ich gerade durch Zufall ein Internetcae etdeckt, um endlich mal wieder meinen Blog zu aktualisieren. Das wird jetzt immer schwerer werden, da es immer weniger Internetcafes gibt, da ja jeder mittlerweile einen Computer und Anschluss zu Hause hat. Deswegen wird es jetzt wahrscheinlich nur noch wenige Berichte geben.

So, jetzt aber zum ethnologischen Sonderbericht. Der “homo backpackeriensis” ist eine in Suedostasien und Osteuropa weitverbreitete Spezies. Er oder sie ist meist 18-30 Jahre alt, gelegentlich werden aber auch aeltere Exemplare gesichtet. Der homo backpackeriensis ist auesserlich leicht zu erkennem durch hippieaehnliche Kleidung, oft bestehend aus Pluderhosen, T-Shirts mit lustigem Aufdruck (gernbe irgendetwas mit Cannabis oder Hanf), Piercings sind Pflicht und meist wurde beschlossen, sich fuer die Zeit der Reise die Haare nicht zu waschen. Auch Retrorucksaecke und sind gerne gesehen und Tattoos sind weitverbreitet. Bei weiblichen Artgenossen gerne noch das Arschgeweih und bei Maennern Tribaltattoos oder gar Kuechenphilosophisches. Ein schweidisches Exemplar wurde mit einem den halben Ruecken bedeckenden Tatto “Music is the language of our soul” Tattoo beobachtet. Das Sozialverhalten ist leicht beschrieben: Abhaengen. Tagsueber sitzt der “homo backpackeriensis” mit Vorliebe im Hostel, um sich von den naechten in Pubs oder von Bus-und Bahnfahrten zu erholen. Dabei ist eines ganz wichtig: immer uebermuedet sein. das ist einerseits echt, weil er sehr viel Zigaretten, Alkohol und Haschisch verbraucht und abemds in Pubs abhaengt, andererseits aber auch ein super Gespraechsbeginn. Sitzt ein Exemplar voellig fertig am Tisch, wird er haefig gefragt “oh, you look fucked, a long night yesterday, huh?” So beginnt dann ein Gespraech, wo die ueblichen Gespraechsthemen abgehakt werden. Wo sind die betsen Hostels, das billigste Bier, der beste Stoff und was sind die wildesten Zukunftsplaene sind (I am thinking about working as a volunteer in a burmese tiger camp ist mein Favorit). Das mag jetzt etwas uebrtrieben klingen, aber vor allem in Suedostasien war da echt anstrengend, da war der einzige Kontakt der meisten backpacker der zum Busfahrer oder zu einer Bedienung, ansonsten blieb man unter sich und wohnte in (ziemlich luxurioesen) Hostels, das jeweilige Land war nur billige Kulisse. Land und Leute lernt man so nicht kennen. Ich halte es jedenfalls nur ab und zu in Hostels aus, ab und zu sind sie praktisch, weil es dort meist eine Waschmaschine gibt und freien Internetzugang. Apropo Internet, viel Zeit verbringt der “homo backpackerinsis” mittlerweile auch damit, sich auf Pages wie Couchsurfer fuer die naechste nacht eine kostenlose Unterkunft zu finden In Sibiu waren zwei deutsche Brueder, der tagdaraus bestand (nachdem sie gegen mittag aufgestanden waren), im Internet nach einer Unterkunft zu suchen, dort anzurufen, dann mit dem Bus dort hinzufahren und ma naechsten Tag das ganze von vorne. Na super. Gottseidank habe ich auch andere getroffen, aber das ganze hat sich doch sehr veraendert, seit ich mit 16 mit dem Rucksack und Zug durch Skandinavien mit zwei Freunden gereist bin. Wir haben meist gezeltet und diese Luxushostels gab es boch nicht. Im Uebrigen verdienen sich die Betreiber eine goldene Nase. Denn die Schlafsaele sind meist nicht groesser als ein Hotelzimmer und zusammen bezahlen die Insassen weit mehr, als man fuer ein Hotelzimmer mit Bad verlangen koennte. Und im Hostel gibt es nur eine Gemeinschaftsdusche. Aber wer es auf Dauer mag….

So, jetzt muss ich weiter, mal sehen, ob ich aus Budapest nochmal schreibe, sonst ab 11. August wieder, wenn ich unterwegs Internet finde. Allerdings werde ich wenig Zeit haben, da ich dann Gas gegen werde und versuche, jeden Tag mindesten 130km zu fahren, da bleibt abends nicht viel Zeit und Energie.

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