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30. März 2009

Wechselbad der Gefuehle

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 13:52

Liebe Blogleser, das waren vielleicht Kontraste die letzten Tage, von Winter zu Fruehling in einem Tag, von total genervt bis nahezu entspannt, von agressiv bis ruhig, das erlebt man wohl nur bei solch extremen Anstrengungen wie diesen.

Samstag war ein einziges Inferno. Morgens war es knapp ueber dem Gefrierpunkt, die Strasse voller Schneematsch, zum Glueck ging es erst einmal 20km entlang einse Flusses. Ich hatte einfach alles angezogen, was ich an Radklamotten dabei hatte, so waren die Temperaturen ertraeglich. Das Tal ringsum war tief verschneit. Nach 20km dann der erste Anstieg, ziemlich zermuerbend, immer geradeaus durch ein Tal, es ging auf 2877m bis zu einem Tunnel, der natuerlich fuer Radfahrer verboten ist, die andere Strasse war aber tiefverschneit und fuehrte noch hoeher, also haben wir die Tunnelbeamten einfach ignoriert, die uns aber auch nur halbherzig aufhalten wollten. Denn der Umweg ueber die alte Strasse waere bei den Bedingungen unmoeglich gewesen.

Nach der langen Abfahrt haben wir in einem kleinen Dorf mittag gegessen, mangels Alternativen Kekse und Cola und konnten uns in einer windgeschuetzten Ecke in der Sonne etwas aufwaermen, denn auf 2000m war es etwas waermer. Gleich danach ging es wieder bergauf, zunaechst wieder immer geradeaus und dann zum Schluss in einer regelrechten Wand in einer spektakulaeren Kehrengruppe auf 2950m, ausser der Strasse war alles wieder verschneit. Gottseidank ging es danach auf einer guten Strasse 30 km leicht bergab, sodass wir nach wieder mal mehr als 8 Stunden Fahrt voellig durchgefroren in der kleinen Stadt Huichang ankamen, wo wir sogleich ein beheiztes Zimmer (komischerweise trotzdem ohne warme Dusche) gefunden haben, mit freundlichem Personal, Durch die Heizung konnten wir wenigstens unsere Radklamotten ueber nacht trocknen. Als wir dann unsere weider mal voellig verschlammten Raeder wuschen, dann die Bombe. Mir waren schon waehrend der Abfahrt die komischen Geraeusche an meinem Hinterrad aufgefallen und zu meinem Entsetzen musste ich feststellen, dass meine Hinterradfelge angebrochen war. Super, jetzt wuerde nichts aus entspannten Ruhetagen in Lanzhou, sondern es hiess einen Radladen auftreiben, der eine gute Felge hat und mir das Hinterrad neu aufbaut. Ausserdem musste ich hoffen, dass das Hinterrad bis nach Lanzhou durchaelt.

Wie ihr euch denken koennt, war dem natuerlich nicht so, obwohl der gestrige Tag super anfing. Es war etwas waermer geworden und die alpine Lanschaft war in tundraaehnliches Grasland uebergegangen und wir schafften die ersten 85km bis zum Mittagessen in einem Schnitt von 22km pro Stunde, weil es immer leicht bergab ging. Die Lndschfathatte sich wieder veraendert, es waren nun 15 Grad und staubtrockene karge Sseinwueste und es galt, auf dem Weg nach Lanzhou noch einen Hoehenzug zu ueberwinden. Und kurz vor der Psshoehe passierte es dann, mit einem lauten Knall zerbarst meine Felge und der Schlauch platzte, an ein Weiterfahren war nun nicht mehr zu denken.

Jetzt hiess es, per Anhalter nach Lanzhou zu fahren. Ich habe mit Leon schnell einen Treffpunkt ausgemacht, er ist weiter gefahren und ich habe versucht, einen LKW oder Pickup-Truck zu stoppen. Und nach nur 5 MInuten hielten freundlich Muslime und als ich ihnen mein Rad zeigte, luden sie sofort meine sieben Sachen ei und ich quetschte mich zu einem 22 jaehrigen Studenten (Jo Ma, wenn ich seinen Namen richtig verstanden habe), vorne sass wohl der Vater und ein Verwandter mit seinem ca. 3jaehrigen Sohn, neben mir sass noch ein 7jaehriger Bruder. Ruckzuck waren wir in Lanzhou, sie wollten poatrout kein Geld annehmen, wirklich sehr freundliche Menschen.

In Lanzhou habe ich dann (obwohl ich sonst sehr fuer Umweltschutz zu haben bin), die in China ergriffenen Luftverbesserungsmassnahmen verflucht. Ich wollte zum vereinbarten Treffpunkt mit Leon ein Taxi nehmen und stoppte auch eines, der Fahrer wollte mich aber partout nicht nitnehmen. Als er mir seinen Kofferraum zeigte, wusste ich auch warum. Die Taxen fahren hier alle mit Gas, der Kofferraum ist also halb mit dem Gastank gefuellt, kein Platz fuer mein Rad also. Tolle Wurst. Auf der anderen Strassenseite wurde aber einer derin chinesichen Staedten typischen Kleinlasterfahrer auf mich aufmerksam, der anot mich mitzunehmen. Allerdings nicht auf direktem Weg, er bedeutete mir, dass er erst noch einen Auftrag fuer das hintert im sitzende Paerchen abarbeiten muesse. Wir fuhren also erstmal 20km in die andere Richtung durch Lanzhou zu einer Art Logistikzentrum, ein total chaotische Gewusel, weil jeder chinesiche Lastwagenfahren einfach dort anhaelt, wo er es fuer richtig haelt, sehr lustig. Dort luden wir dann den Kleinlaster voller Tueren und Zargen (ich habe natuerlich geholfen), mein Rad wurde danach wieder draufgeschnallt. Zurueck in die Stadt ging es zum Tuerengeschaeft der beiden Auftraggeber, echt unfassbar, riesige Hallen, in denen ein Laden nach dem anderen die gleichen Tueren verkauft. Dann ging es endlich weiter, mittlerweile hatte Leon schon zweimal vom vereinbarten Treffpunkt aus angerufen, gegen 18:00 trafe wir uns wieder. Und auch der Truckfahrer wollte kein Geld, es gibt sie also doch, freundliche und hilfsbereite Chinesen.

Leon hatte mittlerweile auch Anschluss gefunden, er war umringt von jungen Chinesen, einer konnte sehr gut englisch und wir mussten dann auch gleich Fotos machen. Sie hatten Wasser besorgt, sehr lustig. Wir haben uns dann auf dem Weg zu einem Hostel gemacht, wleches ich im Internet entdeckt hatte, doch dies entpuppte sich als echter Fake. Es gab lediglich Schlafraeume die von einem Innenhof abgingen, in dem sich ein Restaurant befand, an Schlaf waere da gar nicht zu denken gewesen. Und im Internet war von Computerraum, entspannter Atmophaere etc. die Rede gewesen. Einige hundert Meter wollten wir dann in ein chinesisches Mittelklassehotel einchecken, von dessen Standard wir seit Chengdu nur traeumen konnten und dort wurden wir abgewiesen, da das Hotel nicht gut genug fuer Auslaender sei. Ich haette platzen koennen, weil es so absurd ist, weil wir dann meistens in richtigen Drecksloechern uebernachten muessen, da die die einzigen sind, die uns aufnehmen. Ich habe ihnen dann auf meiner Kamera Bilder von einigen widerlichen Hotelzimmern gezeigt, in denen wir sonst so uebernachten, aber das haben sie nicht begriffen. Schliesslich kam dann ein recht gut englsuichsprechender Gast dazu, der uns in ein etwas teureres Hotel bugsierte, wo wir jetzt zwei Naechte sind, bevor wir morgen in ein billiges umziehen. Aber auch dort dauerte es eine geschlagene halbe Stunden, bis alle Formalitaeten erledigt waren, die Empfangsdame musterte unserer Paeese als sei sie die Polizeipraesidentin. Das ist doch total bekloppt, oder hat man je von Touristen gehoert die so bloed sind, in China ohen gueltigen Pass und Visa zu reisen. Ich hasse das, immer behandelt zu werden wie ein potenzieller Verbrecher.

Uebrehaupt, hasse ich das ganze Shishi hier, alles ist auf westlich gemacht und tut weltoffen und modern, in allen Hotels, auch in denen wir abgewisen werden, steht auch alles auf englich und dahinte steckt meist nichts, alles ist nur Fassade. Da sind mir Laender wie Laos, Kirgisisen oder Usbekistan lieber, die tun wenigstens nicht so, als seien sie moderne Laender.

Endlich eine heisse Dusche und schnell alle Sachen per Hand gewaschen sind wir dann erst um 21:3Uhr zum essen gekommen und danach ins Internet, um weiter nach einem Radladen zu forschen. Auf einer Reiseforumsseite habe ich eindlich eine Adresse eines wohl guten Ladens gefunden. Voellig fertig und demoralisert bin ich schliesslich eingeschlafen.

Heute dann wieder mal ein erfreulicher Tag. Sorgenvoll sind wir gleich morgens zur PSB gegangen und konnten es kaum glauben, dass wir nur fuenf Minuten brauchten, um unsere Visa zu verlaengern. Einfach das Formular ausfuellen, bei der Bank 160 Yuan einzahlen und morgen um 10:00 Uhr koennen wir unsere Paesse abholen. Es ist echt unglaublich, dass es fuer die Visaverlaengerung in jeder Stadt andere Regln gibt. In Chengdu brauchen sie fuenf Tage und man kann das Visum nur verlaengern, wenn es in mindestens fuenf Tagen ablaeuft. In wieder anderen Staedten braucht man Kontounterlagen mit denen man nachweist, dass man fuer jeden Tag in China 100 Dollar hat. Das verstehe wer wolle, wir haben jedenfalls nicht weiter nachgefragt. Und auch beim Radladen bin ich fuendig geworden, ich habe ein geoeste robuste Felge von Sunrims gefunden, die sie mir bis morgen frueh aufziehen, sie haben eine Zentrierlehre und waren auch sonst gut ausgestattet. Wie das mit meiner Felge passieren konnte ist mnir schleierhaft, ich vermuet entweder einen Steinschlag oder dass der Radmechaniker in Chengdu, der das Hinterrad zentriert hat, keinen guten Job gemacht hat. Aber man steckt halt nicht drin. Ausserdem waren die Strassen in Laos und China wirklich unvorstellbar schlecht und ich habe viel Gepaeck.

Jetzt wollen wir morgen in ein anderes Hotel unziehen und nachmittags unsere Raeder putzen, um dann Mitwoch einen echten Ruhetag zu haben, bevor wir in ca. 20 Tagen die 2000km bis Urumqui radeln wollen, um unser kasachisches Visa zu beantragen. Unterwegs wollen wir nun Staedte zur Uebernachtung meiden, sondern in kleinen Doerfern bleiben, wo wir noch nie abgewiesen wurden, bzw. auch viel campen, weil die Regenwahrscheinlichkeit im Hexikorridor und auf der Seidenstrasse gegen null tendiert. Zwar wird es nachts noch kalt, aber das macht nichts. Nur der eine oder andere Sandsturm koennte uns in die Quere kommen, aber dann machen wir eben einen Tag Pause. Und Urumqui soll sehr schoen sein und es gibt eine gute Jugendherberge, in der wir vielleicht mal wieder auf andere Auslaender treffen.

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