Hoelle des Nordens
Liebe Bloleser,
echt unfassbar, wie sich hier die Landschaften und Bedingungen aendern. Heute blies der Wind so stark aus der falschen Richtung, dass wir ein Stueck LKW fahren mussten, aber dazu spaeter mehr. Der Ruhetag am Montag war sehr entspannt, ich habe eigentlich nur gegessen, getrunken und ein Mittagsschlaf gemacht, Hami ist zwar eine typische chinesische Mittelstadt, aber sehr ruhig, entspannt und mit freundlichen Leuten. Leon hatte ich am morgen wiedergetroffen, wir hatten uns am abend zuvor per E-Mail verabredet und er ist dann mit in mein Hotelzimmer gezogen, da dies besser war als seins.
Am Dienstag sind wir dann guter Dinge losgefahren, wir hatten starken Rueckenwind und bis auf ein Stueck von ca. 20km, wo wir einen veritablen Sandsturm hatten (man konnte teilweise nur 50m weit sehen) sehr entspannt. Nach ca. 80km dann hatte Leon einen Platten und die Ursache war schnell gefunden. Man hat Leon eine zu schmale Felge angedreht, der Reifen ist viel zu gross und der Schlauch kam an der Seite etwas raus. Da Leons Vorderreifen kleiner ist, haben wir den auf die hintere Felge gezogen und konnten weiterfahren. Nun heisst es, in Urumqi ein komplett neues Hinterad zu kaufen, denn auch seine Nabe ist durch, sie macht schon komische Geraeusche. Der Tag verlief weiter super, bis auf einen echt gemeinen Anstieg, der 6km mit 4,5% geradeaus fuehrte (das sagten die Schilder fuer die bergabfahrenden LKW) und der aussah, wie ein Flachstueck, weil die ganze Landschaft mit anstieg. Echt fies, der Kopf sagt einem, es kann hier nicht bergauf gehen, aber man schleicht mit 12km/h vor sich hin. Nach einer Tankstelle, an der wir Wasser gekauft haben, haben wir schliesslich abseits der Strasse wieder unsere Zelte aufgeschlagen und nach einem geruhsamen Abend unseren wohlverdienten Nachtschlaf genossen.
Und dann gestern die unheilvolle Entscheidung, die Hauptstrasse zu verlassen ud ueber einen kleinen Bergpass das noerdlich eines Gebirgszuges liegende Grasland zu erreichen und von dort aus flach nach Urumqi zu radeln. Soweit die Theorie. Es fing auch ganz gut an, von der Haupstrasse fuehrte de Starsse in eine Ebene, in der Salz produziert wurde, in dem in Mulden Salzwasser produziert wurde. Die nicht asphaltierte Strasse fuehrte danach schnurgerade leicht ansteigend in schroffe Berge, spaeter durch enge Taeler entlang eines Baches, die Landschaft wurde mondartig, wir sahen zwei im Sand steckengebliebene LKW (ziemlich bloede Idee, durch dieses Tal mit einem LKW zu fahren). Anders als auf der Karte vermerkt, fuehrte die Strasse auch nicht nach de Haelfte bergab, sondern stieg weiter an. Auch gab es keinen Ort, als wir nach 45km wieder auf eine Hauptstrasse trafen, sodass wir, weil wir kein Wasser mehr hatten, aus einem Bach schoepften und es abends abkochten. Wir fuhren weiter, nun hatten wir Gegenwind und es ging (anders als die Karte sagte) immer noch nicht bergab. Langsam mussten wir einen Campingplatz finden und wurden schliesslich gezwungen zu halten, weil Leon einen Platten hatte. Also Campten wir windgeschuetzt an einem verfallenen Haus, zwar 500m entfrent von einem bewohnten Haus in dem Schaefer lebten, doch ausser den Schafen kam niemand uns zu besuchen. Die Nacht war wieder ziemlich kalt, doch dank meines Schlafsacks sehr angenehm.
Morgens lief noch alles super, nach 20km kam ein kleiner Ort, wo wir fruehstueckten. Doch als wir dann das offene Grasland erreichten (zuvor waren wir noch durch Huegel geradelt), schlug uns ein heftiger Gegenwind entgegen, sodass wir im 2. Gang mit 5km/h radelten. Der Wind wurde imer heftiger, schliesslich war es praktisch unmoeglich weiterzuradeln, die naechste Stadt war noch 60km entfernt. Tolle Entscheidung, auf der 312 zu bleiben, im touristischen Turpan einen Kaffee zu trinken, waere die bessere Alternative gewesen. Wir haben schliesslich einen LKW gestoppt, in dem drei Kasachen und ein Jagdfalke (eingewickelt in Decken) sassen und die uns bis nach Mori, der naechsten Stadt gebracht haben. Hier haben wir fuer 80 Yuan ein super Hotel gefunden, eine heisse Dusche genossen und etwas gegessen. Da der Wind erst gegen 10:00 Uhr auffrischt, wollen wir morgen um 6:00 Uhr losfahren und versuchen, bis 10:00 Uhr im naechsten Ort 80km entfernt zu sein. Und wenn nichts hilft, muessen wir halt nachts fahren, wenn kein Wind herrscht.
Und jetzt sitzen wir hier in einem Internetcafe und sind ziemlich verwirrt. Der Besitzer muss die Polizei gerufen haben und die voellig verwirrte Polizisten schafft es nicht (trotz der chinesischen Informationen auf dem Visa) uns hier zu registrieren oder was immer sie von uns will. Sie fragt gerade zum zehnten Mal wo wir herkommen und schafft es auch nicht, die beiden Paesse richtig zuzuordnen. Dabei wollen wir doch nur unsere Ruhe.