Meldung aus dem Urlaub
Liebe Blogleser,
schoene Gruesse aus Urumqi, einfach herrlich, seit zwei Tagen spanne ich aus, esse jede Menge Leckereien und geniesse die Ruhe des Hostels, hier ist naemlich nichts los, die Saison beginnt erst ab Mai.
Zeit, um ein paar Anekdoten loszuwerden, die ich immer schreiben wollte, fuer die aber die Zeit fehlte. Erstens: chinesische Klemptnerarbeiten. Klingt komisch, ist aber so. Denn es ist unfassbar, was einem (selbst in den teuren) in Hotelbaedern so begegnet. Ich habe noch nie in China ein Bad erwischt, in dem alles funktioniert hat bzw. alles intakt war. Standard, darueber braucht man ich gar nicht mehr aufregen, ist, dass der Klodeckel fehlt bzw locker ist. Auch stinkt es in chinesischen Baedern grundsaetzlich, da der Siphon (das gebogene Rohr sowohl unter dem Waschbecken als auch der Toilete) noch nicht nach China vorgedrungen ist. Auch ist es Standard, dass das Wasser aus dem Waschbecken nicht in einem Abfluss laeuft, sonern erst mal auf den Boden und dann durch den Abfluss der Dusche (eigene Duschkabinen findet man sowieso fast nie). Meistens ist zudem der Duschkopf kaputt (gebrochen oder so verkalkt, dass fast nichts rauskommt). Das alles im Bad verrostet ist, ist sowieso klar und intakte Fliesen kann man natuerlich auch nicht erwarten. Zudem wurede beim Bau oft nicht nachgedacht. Die Dusche direkt ueber der Heizung beschleunigt das Rosten, eimal war der Halter des Duschkopfes an der Wand so angebracht, dass man auf die Toilette steigen muesste, um zu Duschen. Und meistens sind die Baeder gar nicht so alt, es ist aber typisch fuer China, dass hier alles schnell schnell gebaut wird, aber niemand fuer die Instandhaltung sorgt. Erstens weil es keiner kann und zweitens ist es meistens glaube ich gar nicht vorgesehen. Also liebe Klemptner, kommt nach China und aendert dass, es ist das Land von Milch und Honig fuer euch.
Die zweite Anekdote ist mal wieder was Positives, ich hatte ganz vergessen zu berichten, dass wir bzw. ich beim durch die Wueste radeln oft beschenkt wurden. Als ich von Anxi nach Hami alleine radeln musste, schenkten mir Trucker Birnen (lecker) und als Leon und ich wieder alleine waren, wurde uns zwei Mal Wasser as einem LKW gereicht und eine muslimische Familie hielt und gab uns jeweils eine Flache Orangensaft. Sehr nett, gerade bei Hitze und Trockenheit in der Wueste.
Doch am gestrigen Tag wurden wir mal wieder Zeuge volkommener chinesiscer Unfaehigkeit, wir haben echt eine Schande fuer alle Radmechaniker entdeckt. Wir haben versucht, fuer Leon ein neues Hinter- und Vorderrad zu finden. Wir sind zu einem riesigen Giant Bikeladen (so heissen hier die guten Radlaeden) ggangen, die auch super Teile hatte, sogar Dura Ace und Zeitfahrsachen. Sie hatten auch eine Deore Nabe, sowie die gleiche Felge, die ich in Lanzhou geakuft habe und die echt super ist. Sie hatten auch Speichen. Ich wurde aber schon stutzig, als der Typ die Speichen in die Nabe eingezogen hat, er hat erst eine Seite an die Felge gemacht und musste dann die Speichen an der anderen Seite richtig verbiegen, um sie einfaedeln zu koennen. Dann hatte er alle Speichen an der Felge, und sofort, als er sie etwas fester zog, flog der erste Speichennippel durch die Gegend. Noch haben wir uns nichts dabei gedacht, doch das passierte mehrmals. Und als ich nachgucken ging, sah ich, dass der Idiot viel zu kurze Speichen hatte, die auf der Seite, auf der man laengere Speichen braucht (normale Hinterradnaben sind asymetrisch), hoechtens drei Umdrehungen im Nippelgewinde waren. Ich habe ihm dann gezeigt, dass das ganze Rad auseinanderfliegen wuerde, wenn man es belastet, was dieser mit einem Kopfnicken und einem daemlichen Grinsen beantwortete. Super, warum baut er es dann. Da er keine anderen Speichen hatten, sind wir also unverrichteter Dinge gegangen. Was fuer ein Depp. Wieder mal ein Beispiel des chinesischen “nicht das Gesicht verlieren” statt zusagen, dass er keine Ahnung hat.
Gestern abend haben wir dann aber bei einem anderen Radladen einen Experten gefunden, der hat in Windeseile (man sah, dass er das nicht zum ersten Mal machte) ein Rad aus einer Deore Nabe, superguten Speichen und ebenfalls einer Sunrims Felge gebaut. Heute will Leon noch ein Vorderrad bauen lassen, da seine Felge nahezu durchgebremst ist und auch die Nabe schon knarzt. Leon ist damit ja auch schon 12.000km druch Matsch und Schlamm unterwegs.
Ich war heute morgen schon im Xinjang Museum sehr interessant, dort sind Fundstuecke aus den ganzen antiken Staedte hier ausgestellt, unte anderem die “Schoenheit von Loulan”, eine mumifizierte Leiche von 888 vor Christus indoeuropaeischer Herkunft. Gleich will ich zur Post, ein paar Sachen nach Haue schicken und dann einen Frisoer aufsuchen, meine Matte abrasieren lassen. Morgen koennen wir dann hoffentlich unsere unsere kasachischen Visa abholen und dann mt Ali, den wir dort kennengelernt haben, essen gehen Und morgen abend werden wir uns mit Chris und Margo treffen, den beiden kanadischen Bikern mi denen wir zwei Tage geradelt sind, die haben geschrieben, sie waeren morgen da. Und am Freitag geht es dann auf nach Westen Richtung Kasachstan.