Das Dach der Tour
Liebe Blogleser,
das waren vielleicht drei Tage. Wunderschoen aber hart. Jetzt habe ich die hoechsten Berge meiner Tour erklommen und definitiv die letzte Gefahr von Kaelte (und die hatte ich gerade) hinter mir. Aber von vorne. Am Dienstag morgen in Bishkek habe ich noch Hans kennengelernt, einen Deutschen der aber in Luxemburg lebt und der gerade ein paar Wochen Zentralasien erkundet. Wir haben uns beim Fruehstueck angeregt unterhalten und ich werde ihn wahrscheinlich am Sonntag (wenn ich es schaffe) in Arslanbob wiedertreffen, wohin ich einen kleinen Abstecher machen werde. Dort gibt es den groessten Walnusswald der Welt, von dem war schon Alexander der Grosse beeindruckt. Und der hat ja bekanntlich eine Menge gesehen.
Der Dienstag war radeltechnisch sehr leicht, es ging erst 60km flach an den Bergen entlang und dann sanft in den Anstieg zum ersten Pass Richtung Osh. Ich habe in der engen Sclucht auf 1550m Hoehe am Fluss gecampt und hatte den Nachmittag zum Entspannen, Hoerbuch hoeren und bin dann frueh schlafen gegangen. Gestern dann der ziemlich gemeine Anstieg zum Tor Ashuu Pass, dem hoechsten Berg meiner Reise. Die ersten 25km waren ok, sanft am Fluss entlang, doch die letzten 20km waren extrem steil. Dummerweise hatte ich auch noch 2 Platten, verursacht durch ein Steuck Draht, das sich durch den Reifen gebohrt hatte und das ich beim ersten Wechseln nicht entdeckt hatte. Super, ein echter Anfaengerfehler. Die Landschaft war herrlich, die Strasse fuehrte in Kehren auf zunaechst 3100m und dort wartete der Eingang zur Hoelle, ein 3km langer Tunnel, durch den man mich erst nicht fahren lassen wollte, aber was sollte ich tun, es gibt nur diesen Weg. Und im Tunnel konnte man trotz Lichts kaum was sehen, der kirgisische Tunnelbauer als solcher hat naemlich von Ventilation noch nie was gehoert, alles voller Abgase. Ich war heilfroh als ich draussen war und musste erstmal kraeftig husten. Am anderen Ende dann der Kulmiationspunkt auf 3197m, da wird die Luft ganz schoen duenn. Zum Vergleich: der hoechste deutsche Berg, die Zugspitze, ist 200m niedriger Dafuer abr der unfassbare Ausblick auf das Hochtal des Susaamyr, ewiges Grasland, scheebedeckte 4000er, mehr geht nicht. Die 15km lange Abfahrt auf bester Strasse, besser als die meisten Strassen in den Alpen, waren im Nu geschafft, dann habe ich an einer Jurte neues Wasser gekauft und 10km weiter habe ich in einem kleinen Restaurant gekochtes Schafsfleisch mit Kartofeln gegessen, ich hatte echt Hunger, da ich nur ein paar Kekse zum Fruehstueck und unterwegs hatte, und das bei 1800m bergauf. Gezeltet habe ich dann am Susaamyr, ein idealer Zeltplatz, ungesehen von der Strasse und mit Waschmoeglichkeit.
In der Nacht war es auf 2250m allerdings ziemlich kalt, doch dank Schlafsack und langer Unterwaesche kein Problem. Meinen Wasserflaschen erging es nicht so gut, fast der gesamte Inhalt war gefroren und auch auf meinem Zelt war etwas Eis. Aber es war sonnig und waehrend ich mich bei einem Kaffee waermte, konnte alles in der Sonne trocken. Der Anstieg zum Ala Bel Pass (3175m) war von Schnee gesaeumt und zu allem Uebel fing es dann auch zu schneien und oben konnte man fast nichts sehen. War ja klar, die letzte Passage, in der es kalt sein kann (im Iran im Juni und Armenien im Juli kann das nicht passieren) und ich nehme es mit. In der langem Abfahrt zum Toktogulstausee durch ein bei schoenem Wetter bestimmt schoenes enges Tal hat es in Stroemen geregnet und war kalt, ich habe mich in einem Restaurant bei Kaffee und Schaschlik aufgewaermt und bin dann weiter bis Toktogul gefahren, der groessten Stadt der Region, falls man das hier so nennen kann. Eigentlich wollte ich heute auch zelten und erst morgen mal wieder ein Hotel nehmen, aber das habe ich vorgezogen, weil ja alles nass ist. Das Hotel ist ok, wenn auch total runtergekommen, bei 5,50 Euro kann man aber nicht meckern. Morgen muss ich nun den Toktogulstausee umrunden und werde dann morgen das Fergana Tal erreichen, was ich denn wiederum auf dem Weg nach Osh umrunden muss (inklusive des Abstechers nach Arslanbob).
Kirgisen sind im Uebrigen sehr freundliche Zeitgenossen, eigentlich fragt mich hier jeder (nach dem obligatorischen Handschlag) wo ich herkomme und wie ich heisse. Gestern wurde ich zudem gefilmt, ein Typ mt einer riesigen Kamera filmte mich, wie ich von einem Laden wegfuhr.
Also, dann in ein paar Tagen mehr aus Osh der Arslanbob, falls es dort Internet gibt.