Durch das wilde Turkmenistan
So liebe Blogleser, heute habe ich Zeit fuer einen ausfuehrlichen Bericht ueber die letzte Woche. Die letzten beiden Tage in Bukhara habe ich eigentlich nicht viel gemacht ausser gelesen und unfassbar viel getrunken, es war auch viel zu heiss fuer andere Dinge. Mit mir wartete ein Koreaner, der am 22.6. aus Usbekistan wegflog, auch der wollte nur noch raus, wie alle die ich unterwegs getroffen habe. Usbekistan ist echt keine Reise wert, gut Samarkand und Bukhara sind ganz nett, aber die Atmosphaere ist nicht zum aushalten.
Am Mittwoch hatte ich dann aber einen versoehnlichen Abschluss, es war nicht so heiss und ich bin morgens Richtung Grenze gefahren, die gut 130km von Bukhara entfernt ist und habe unterwegs immer wieder angehalten, um etwas zu trinken und die Zeit totzuschlagen, denn vor 19:00 Uhr abends waere es zu heiss gewesen, um mein Zelt aufzuschlagen. In Olot, dem letzten Ort vor der Grenze habe ich dann ein franzoesisches Radlerpaar getroffen (die in die Gegenrichtung unterwegs waren), die meinten, es gebe ein Hotel dort. Also sind wir da hin, das gab es auch, aber entweder wollten die uns nicht oder es war voll. Also bin ich weitergeradelt und habe am Ortsausgang drei Frauen gefragt, die auf einem Feld arbeiteten, ob ich an der Baumgruppe daneben mein Zelt aufschlagen kann. Davon wollten die Drei aber nichts wissen und nahmen mich gleich mit zu Ihrem Hof, wo ich windgeschuetzt im Obstgarten mein Zelt aufschlagen konnte. Gleich wurde Chai und Snacks aufgetischt und wahrend die Frauen das Abendessen vorbereiteten, habe ich mit der vierjaehrigen Yasmina gespielt, bis dann auch die Maenner kamen. Dann gab es Hammelfleischeintopf, sehr lecker, und ich wurde genoetigt, ganz viel Fotos von der Familie zu machen. Ein sehr schoener abend. Wie gesagt, die Usbeken sind sehr nette und gastfreundliche Menschen, aber ihr Praesident Islam Karimov und sein System sind einfach nur bekloppt.
Noch bekloppter ist allerdings Turkmenistan. Ich bin am Donnerstag ganz frueh die 30km zur Grenze geradelt und musste noch eine halbe Stunde warten, bis die Grenze aufmachte. Dort wurden dann zum Glueck nicht meine Registrierungen kontrolliert. Denn in Usbekisatn muss man sich als Auslaender jeden Tag registrieren, was automatisch jedes Hoel macht. Ich hatte aber ja fuer Taschkent keine Registreirung und ich haette echt Probleme bekommen koennen, aber wirklich kontrolliert wird das wohl nur am Flughafen. Aber der Polizist wollte diesmal meine Dollar sehen, die ich auf dem Zollformular angegeben hatte, er verlor aber seinen Elan, als ich ihm zeigte, dass ich die ueberall in den Taschen versteckt habe. Nach nur 15 Minuten war ich endlich raus aus Usbekistan, was ich mit einem Jubeschrei quittierte, dann bin ich die 500m durchs Niemandsland zur turkmenischen Grenzkontrolle geradelt. Dort ging auch alles ganz schnell, Pass vorzeigen, 12 Dollar bezahlen (10 $ Einreisegebuehr, 2$ Bankgebuehr fuer die Turkmenbashibank, fuer beides je eine Quittung) und Zollformular ausfuellen, nach weiteren 20 Minuten war ich in Turkmenistan. Dort wartete auch schon mein Auto, denn ich hatte aus Bukhara noch in Hektik ueber Stantours (eine Reiseagentur speziell fuer Zentralasien) meine Reise durch Turkmenistan organisieren lassen. Denn die Strecke ist echt lang, von der Grenze bis zum Hafen in Turkmenbashi 1300km und ich hatte ja nur 5 Tage und ich brauchte ja 2 Tage Puffer fuer die Faehre (dazu spaeter mehr). Ich kann Stantours nur empfehelen, dass die das alles in nur 3 Tagen orgnisiert haben, echt super, alles hat bestens funktioniert. Auch ein Dank an die Raifaaisenbank und natuerlich meinen Vater, der noch in Windeseile Geld ueberwiesen hat. Der Fahrer hat mich dann am Donnerstag nach Ashgabat gebracht, wir haben 8 Stunden reine Fahrtzeit fuer 580km gebraucht, die Strassen sind echt schlecht und die Karakumwueste, die 80% von Turkmenistan einnimmt ist echt so was von lebensfeindlich, ich war heilfroh, das nicht mit dem Rad zu machen, da haette man um diese Jahreszeit eh nur nachts fahren koennen. Die turkmenischen Staedte unterwegs sind ziemlich staubig und uneinladend, aber in Mary bekam ich einen ersten Vorgeschmack von Ashgabat. Riesige Prachtbauten aus weissem Marmor und goldenen Kuppeln, mit leeren Parks und sinnlosen Statuen waeren sowieso haesslich, aber wirkten in der ansonsten staubigen Stadt noch deplazierter und Doch Ashgabat war dann der Gipfel. Mitte in der Wueste taucht dann eine Skyline von Hochhauesern aus Marmor auf, sechsspurige Strassen fast ohne Verkehr und riseige Regierungsbauten mit goldenen Kuppeln und ueberall leere Parks. Das beste ist das Monument der Unabhaengigkeit, was aussieht wie eine risieger Saugnapf, diese Dinger, mit denen man verstopfte Abfluesse und Klos freimacht. Gegen 19:00 Uhr war ich im Hotel und habe dort gegessen, weil ich zu fertig war, um noch loszugehen.
Am Freitag dann bin ich mit dem Bus in die Stadt gefahren und kam aus dem Kopfschuetteln gar nicht mehr raus. Alle Gebaude schienen leer, ueberall Bilder vom frueheren Praesident Niazow, dem selbsternannten Turkmenbashi (Vater der Turkmenen) und dem aktuellen. Und wirklich unfassbar geschmacklose Denkmaeler, ueber dem Museum, das an das grosse Erdbeben erinnert, ist ein riesiger Bulle, der eine Erdkugel auf den Hoerner hat, auf denen wiederum Niazow als Kind sitzt. So ein Schwachsinn. Der Hammer aber daneben der Ark of Neutrality, auf dem sich eine 12m hohe goldene Niazowstatue mit der Sonne dreht, so dass der Turkmenbashi immer in die Sonne blickt. Auch super ist der Freizeitpark mitten in der Stadt, die Turkmenbashi World of Fairytales und das Ruhnana Institut. Alle Turkmenen muessen naemlich die Ruhnana lesen, eine Art Bibel von NIazow, in der er bar jeder historischen Fakten seine Version der turkmensichen Geschichte schildert. Und bei Fuehrerscheinpruefungen, Universitaetsexamen, etc. ist das immer Pruefungsthema, wichtiger als die eigentlichen Themen. Eine echt abgefahrene Stadt.
Am Samstag dann gegen 7:00 Uhr los und Richtung kaspisches Meer und unterwegs waren fast keine richtigen Orte mehr, nur Wueste und es war extrem stuermisch. Gegen 16:00 Uhr waren wir dann am Hafen, dort warteten auch zwei Faehren, der Hafen war wegen des heftigen Sturms aber geschlossen, man konnte echt kaum auf den Beinen bleiben, so stark wehte es vom Meer. Da die Tickets fuer die Faehre immer erst verkauft werden, wenn klar ist, dass genug Ladung zusammenkommt und das Schiff bald ablegt, hiess es nun am Hafen warten. Also habe ich im Kafe nebenan etwas gegessen und den ebenfalls wartetenden russischen LKW-Fahrern bei der Vernichtung risieger Mengen Vodka zugesehen und mich dann mit meiner Isomatte in eine Ecke der Wartehalle gelegt und dort geschlafen, was erstaunlicherweise gut gelang, nachts war ich der einzige. Un gottseidank wurde der Fernseher ausgeschaltet, auf dem den ganzen Tag seichte turkmenische Musik lief, alternieredn mit Reden des Praesidenten.
Am Samstagmorgen gegen 10:00 Uhr war es dann soweit, es wurden Tickets ausgegeben (bezahlt wurde auf dem Schiff), ich war erleichtert. Jetzt waren auch ca. 10 andere Passagiere da, einer, ein Russe, konnte sogar etwas deutsch. Dann kamen auch die Passagiere von Bord, unter Ihnen ein britischer Motorradfahrer, der erzaehlte, dass sie drei Tage vor Turkmenbashi lagen, weil sie wegen des Sturms nicht in den Hafen konnten. Gut, dass ich genug zu essen und trinken mithatte. Der arme wurde auch richtig ausgenommen, er musste 2 Stunden Buerokratie hinter sich bringen und insgesamt 120$ bezahlen, mit motorisierten Fahrzeugenist das alles kein Spass. Ausserdem hat er nur noch 2 Tage seines Transitvisums, da er ja drei Tage vor dem Hafen warten musste. Gegen 15:00 Uhr konnten wir dann an Bord, bei der Zollkontrolle musste ich zum ersten Mal eine Radtasche und meinen Packsack aufmachen, und mein Buch, was ich in Samarkand einer anderen Reisenden abluchsen konnte, eregte Aufmerksamkeit, ich glaube, Buecher die nicht der Praesident verfasst hat, sind verboten, ich bekam aber keine Probleme. An Bord dann die Ueberraschung, die Kabine und das Schiff waren zwar etwas heruntergekommen, aber ich hatte eine Toilette und sogar eine warme Dusche in der Kabine. Was will man mehr. Mit an Bord waren auch 26 Studenten der aserbaidschanischen Kapitaensschule, die dort im Sommer lernen muessen, einige konnten gut Englisch, ich wurde mit Tee und Dosenfisch versorgt, sehr lustig. Bei dem Schaukeln des Scghiifes konnte ich super schlafen, ich war heilfroh, endlich aus Zentralasien rauszusein.
Bei Sonnenaufgang waren wir schon vor Baku, endlich mal wieder eine richtige Stadt, nicht diese langweiligen Sowjetstaedte wie Almaty oder Bishkek. Dummerweise mussten wir aber bis 17:00 Uhr auf einen Liegeplatz warten, sodass aus meinem Plan, gleich weiterzuradeln nichts wurde. Und die Einreise war dann ganz merkwuerdig. Ich verliess die Faehre ueber den Eisenbahnausgang, wurde dann aber wieder zurueckkommandiert auf das Schiif, dort wartete eine Aerztin mit Mundschutz, die der Pasagierliste entnahm. das ich Englaender sei. Als ich dies verneinte und sagte ich sei aus Deutschland, nahm sie den Mundschutz sofort ab und stellte dann nur ein paar Fragen, wo ich herkam und wo ich in Aserdbaidschan hinwill. Keine Ahnung, sind Englaender besonders gefaehrlich??? Dann mal eine richtige Zollkontrolle, ich musste all mein Gepaeck durch einen Roentgenscanner schieben, dann schnueffelte ein niedlicher, zotteliger Scheferhundmischling an meinem Gepaeck, fand aber keinen Gefallen daran. Dann war ich in Baku, wo ich nach nur 10 Minutren das Hotel gefunden habe. Man ist Baku teuer, teurer als Deutschland, eben eine Stadt im Oelboom. Ich hatte nur Zeit ewtas rumzulaufen, kurz meine E-Mails zu checken und ich war bei McDonalds essen, komisch, das tue ich in Deutschland nie.
Heute morgen die Fahrt aus Baku war problemlos, ich habe gleich die Hauptstarasse gefunden, aber Baku ist echt riesig, das zog sich ganz schoen. Und dann die Ueberraschung, ich dachte, jetzt sei es vorbei mit den Wuesten, aber weit gefehlt, die ersten 50km nicht einmal ein Strauch, den ganzen Tag (130km) kein einziger Baum, nur Huegel, und den ganzen Weg Stassenbauarbeiten, dazu Hitze, echt ein schlauchender Tag. Aber ich muss mich beeilen, ich habe ja nur 4 Tage fuer Aserbaidschan. Und hier in Aserbaidschan habe ich wieder das Gefueh wie in Suedostasien, alle denken ein Auslaender aus dem Westen ist ein wandelnder Geldautomat. Im ersten Hotel hier in Samaxi wollten sie 50 Euro haben, alles sah schon von aussen heruntergekommen aus. Jetzt zahle ich 20 Euro fuer ein Zimer ohne Bad, morgen werde ich wieder campen, ich bin einfach nicht bereit, solche Preise zu bezahlen. Ansonsten sind die Leute aber freundlich, ich habe lecker Nudeln in einem Restaurant auf dem Weg gegessen, die waren sehr nett. Morgen hab ich eigentlich nur 85km bis zur naechsten Stadt, dort gibt es laut Lonely Plant aber nur Zimmer ab 50 Euro, also werde ich zelten. Ubermorgen will ich in Seki, einer historischen Stadt in einer alten Karavanserai unterkommen, die soll guenstiger sein. Und am Freitag abend werde ich auch schon in Georgien sein, da bin ich mal gespannt.
Ach ja und dann heute der historische Moment. Mein Tacho sprang kurz vor Samaxi auf 10.000km, jetzt sind es nur noch ca. 4.300 kam, also nicht mal mehr ein Drittel, echt unfassbar dass ich es in sechs Monaten mit 30kg Gepaeck soweit geschafft habe und das mit einem Schniit von ueber 18 km/h. Jetzt schaffe ich den Rest auch. Die naechsten Tag dann hoffentlich auch wieder Bilder