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13. Juli 2009

Europa

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 13:04

Uff,

das hatte ich mir mal wieder zu einfach vorgestellt. Als ich meinen letzten Blogeintrag geschrieben habe, dachte ich ja, die Faehre wuerde noch am gleichen abend fahren, aber das war zu viel europaeisches Denken und der Glaube an korrekte Informationen.

Als wir naemlcih zum Hafen radelten, sahen wir die MS Greifswald gerade anlegen, da schwante mit schon, dass die das Schiff niemals in ein paar Stunden ent- und beladen keonnen. Aber wir waren guter Hoffnung, haben noch ein wenig gewartet und wollten dann wie sie im Buero gesagt haben, gegen 18:00 Uhr in den Hafen, um aufs Schiff zu gelangen. Doch die Hafenpolizei sagte, nein, in zwei Stunden. Also wieder warten und um 20:00 Uhr nochmal zurueck, aber da hiess es dann, nein, wir sollten zum Buero von Instra, dem Agenten der ukrainischen Reederei. Dort warteten schon andere mit Koffern, unter anderem auch fuenf aeltere Schweden mit grauen Baerten, sehr lustige Zeitgenossen, wie wir noch herausfinden sollten. Wie es schien, gaben sie im Buero jedem der fragte andere Informationen, erst hiess es, das Schiff fahre noch heute nacht, dann morgen frueh, dann morgen abend, ein heilloses Durcheinander. Also haben wir erstmal auf dem Gaskocher von Lilly und Erik Nudeln gekocht, sehr zur Erheiterung der anderen Passagiere und sogar die bettelnden Strassenkinder haben uns nicht nach Geld gefragt, weil sie dachten, wir sind so arm, wenn wir auf dem Gehweg kochen muessen. Gegen 0:00 Uhr war schliesslich klar, das heute nichts passieren wuerde, also liess man uns freundlicherweise im Buero vor dem Ticketschalter auf dem Boden schlafen, also haben wir unsere Matten ausgepackt und versucht, in dem total Mueckenverseuchten und heissen Raum ein paar Stunden zu schlafen, was leidlich gelang. Sehr lustig, zwei Faehren und zweimal musste ich so komisch uebernachten, das scheint wohl ueblich zu sein. Die fuenf Schweden hingegen logierten im sehr noblen einzigen Hotel in der Stadt fuer 30 Euro pro Person.

Am naechsten morgen waren wir schon guter Dinge, denn um 9:00 Uhr fuhr ein Bus, der die ersten Passagiere in einem Bus zur Faehre gebracht wurden. Wir folgten dem Bus, der in den Hafen fuhr, wurden dort aber von der letztem Mal noch freunlichen Polizei (Hafenpolizei, nicht die freundliche und korrekte normale Polizei) aufgehalten, wir koennten nicht mit den Raedern in den Hafen, wir braeuchten Dokumente. Ich dachte erst, das sei ein Witz, aber sie sagten, sie braeuchten ein Dokument von Instra (dem Ticketverkaeufer), dass wir mit Raedern kommen und auch Dokumente fuer die Raeder. Dabei feixten sie, die hatten einfach nur Langeweile oder wollten uns so lange aufhalten, bis wir genervt sind und Geld bezahlen. Also sind Erik und ich zum Faehrbuero und haben denen die Lage erklaert, die sagten, das sei quatsch, man braeuchte fuer Raeder gar nichts und si haben sogar bei der Polizei dort angerufen. Also wir wieder hin, aber man wollte uns nicht durchlassen. Ich bin also wieder zurueck und habe sie gebeten, einfach eine Liste mit unseren Namen zu machen und daneben zu schreiben, dass wir Raeder haben. Waehrenddessen kamen Erik und Lilly zurueck, Lilly hatte am Eingang einfach einen vorbeikommenden Zoellner gefragt, ob die Raeder in Problem seien, der sagte nein, es war also klar, dass die Polizisten einfach quatsch erzaehlen aus den zwei oben genannten Gruenden. Draufhin hat Lilly wohl die Polizisten wuest beschimpft (zu Recht) und Erik hat sie besser weggebracht. Auch im Faehrbuero war man langsam genervt und hat dann schliesslich mit Stempel und allem auf der Passagierliste unsere Raeder vermerkt. Dann fuhr auch schon der naechste Bus zur Faehre (mittlerweile war es 14:00 Uhr), der aber einen anderen Eingang nahm, als vorher, Lilly war im Bus und wir mussten den Eingang erst finden. Lilly hatte Eriks Pass, ich hatte die Tickets, super. Lilly (so ezaehlte sie) wollte man deshalb nicht in den Hafen lassen, aber sie hat sich einfach geweigert. auszusteigen, so dass man sie durchliess und auch bei uns stellten sich die anderen Polizisten wieder an, es hiess wieder “Problem veloziped” und der eine Polizist hat mir total haemisch ins Gesicht gelacht, sodass ich abgestiegen bin und ganz dicht zu ihm hin (er war einen Kopf kleiner als ich) und ihn von oben Kopf an Kopf angeschrien habe, was so lustig sei, ich war echt auf hundertachtzig, solche Volliditen, in Georgien ist fast alles mit deutscher Entwicklungshilfe bezahlt und dann kommen solche Deppen und behandeln einen so, das ist echt unfassbar. Erik hat mich dann beruhigt und der Polizist ist verunsichert in seinem Buero verschwunden. Schliesslich durften wir dann passieren und sind dann ohne Probleme auf das Schff gelangt. Die normale Polizei war wie immer korrekt und freundlich. Echt schade, Georgien war so super, die Leute freundlich und dann hat man so ein Erlebnis, wenn man das Land verlaesst.

Die Ueberraschung dann auf der Faehre, die mit zwei Cargodecks riesig war. Stichwort: Kreuzfahrtschiff. E gab einen Aufzug, der einen direkt zur Hoterezeption (!) brachte, die echt aussah wie in einem guten Hotel. Wir bekamen dort unseren Schluessel fuer ein Vierbettzimmer, alles auber mit zwei Betten uebereinander. Unsere Kabine teilten wir mit Murat, einem Abchasier (der zweite umkaempfte Teil Georgiens), der im letzten Krieg sein Bein verloren hatte und nun in Ukraine eine neue Prothese kaufen will. Als wir erzaehlten, dass wir mit Raedern sind, fragte er gleich. ob wir Werkzeug haetten und konnte dann mit Eriks Toolbox die Feder seiner Prothese nachstellen, irgendwie surreal. Er war eigentlich sehr nett, leider trank er wie alle anderen an Bord zuviel (dazu gleich mehr). Als wir an Bord kamen gab es gleich essen (gegrilter Fisch mit Reis, davor eine Suppe) wer haette das gedacht, es war echt lecker und solte auch so bleiben. Sofort nachdem das Essen vorbei war, oeffnete die Bar und von dort an, haben die meisten Trucker (90% der Passagiere) eigentlich nur noch Vodka getrunken, dazu ununterbrochen geraucht, bestimmt jeder 5 Schachteln, wenn nicht mehr pro Tag. Mir ist absolut schleierhaft, wie man so aelter als 40 werden kann. Wir hingegen haben zwei relxte Ruhetage gehabt, nach dem das Schiff gegen 0:00 Uhr endlich ablegte, drei Mahlzeite am Tag, Mittagschlaf, lesen und an Deck Delfine beobchten, die manchmal dem Schiff folgten und dabei immer aus dem Wasser sprangen. Die Delfine im Schwarzen Meer sind aber kleiner als die Delfine, die man aus anderen Gewaessrn kennt.

Die anderen Passagiere waren teilweise echt komisch, mit uns am Tisch waren zwei schmierig aussehende Weissrussen, die immer vollstaendig betruken waren, die einen neuen BMW von Georgien nach Weissrussalnd ueberfuehren. Wieso um alles in der Welt ueberfuehrt man einen BMW von Georgien nach Weissrussland. Auch ein Pakistani und ein Azeri, die wegen irgendwelchem “Business” nach Kiew reisen, waren irgendwie komisch. Besonders lustig war aber ein aelterer Russe, der schon die 30 Stunden warten in Poti dauertorkelte und der immer voellig orientierungslos durchs Schiff wankte.

Und dann gegen 18:30 Uhr durften wir das Boot verlassen, ein historischer Moment, nach 6 Monaten europaeischer Boden, wir sahen uns schon um 21:00 Uhr in Odessa, hatten aber die Rechnung ohne die ukrainische Polizei gemacht. Denn eine Soldatin in voller Uniform, allerdings mit hochhackigen Schuhen (ich habe mich nicht getraut ein Foto davon zu machen, aber es sah echt lustig aus), bedeutet uns, den fuenf baertigen Schweden und einigen anderen per Fuss reisenden Passagieren, wir muessen hier warten und es kaeme ein Bus. Und aus Neugier (sie musste nicht die Paesse kontrollieren wie uns zwei Ukrainer sagten) wollte sie die Paesse sehen. Die Schweden mussten ihr dann mehrfach erklaeren, das sie aus Svezia sind und nicht aus Svizzaria (Schweiz). Das Schaerfste aber bei mir, sie hat ernsthaft gefragt, ob ich aus der DDR oder BRD komme, einige News sind wohl noch nicht zum ukrainischen Militaer durchgedrungen, ich habe kurz ueberlegt, ob ich sage DDR, damit ich nicht als kapitalistischer Spion verhaftet werde, habe dann aber versucht zu erklaeren, dass Deutschland jetzt wiedervereinigt sei, musste aber mangels Verstaendnis aufgeben. Der Bus, der in 15 Minuten kommen sollte, kam dann nach anderthalb Stunden und es passierte, was ich erwartet hatte. Der Bus, dem wir mit den Raedern folgen sollten, fuhr einmal 250m ueber den Parkplatzauf dem wir warteten zu einem Gebauede, dass wir die ganze Zeit sahen und das wir zu Fuss in 2 Minuten erreicht haetten. Unglaublich, dafuer so lange auf einen Bus zu warten. Dort durften wir mit den Raedern aber vor und haben dann ohne unser Gepaeck durch die Roentgenmachine schieben zu muessen unserern Einreisestempel bekommen und waren um 21:00 Uhr, genau als es dunkel wurde, offiziell in der Ukraine. Ich war froh, nicht alleine zu sein, als wir im Dunkeln die 25km nach Odessa fuhren, dank GPS und geraden Strassen haben wir aber gut in die Stadt gefunden. Das Hostel, in dass wir eigentlch wollten, war geschlossen, jetzt wohnen wir echt super im Hostel im Bahnhof, sehr guenstig, sehr ruhig, sehr sauber und mit freundlichem Personal. Wie ueberhaupt alle Ukrainer, die wir bisher getroffen haben sehr freundlich sind. Da es schon 0:00 Uhr war, sind wir schliesslich zu McDonalds gegangen, da es das einzige war, wo wir noch ohne grosses Suchen etwas zu essen bekommen haben.

Heute morgen waren wir dann schon Odessa erkunden, die zwei schoenen Kirchen und die beruehmte Potemkin-Treppe, die leider mittlerweile aber keinen schoenen Blick mehr bietet, zum Meer hin verbauen ein Einkaufszenrum und ein Hotel den Blick. Hier ist es ziemlich feuchtheiss und morgen werden wir frueh Richtung Transnistrien radeln, dass wir auf dem Weg nach Moldawien durchqueren muessen. Dort werdn wir nicht direkt nach Chisinau fahren, sondern erst noch zu einem beruehmten Hoehlenkloster. Und am Samstag werde ich dann wieder in der EU sein, wenn ich die Greze zu Rumaenien ueberschreite.

Leider hat es mit den Fotos wieder nicht geklappt, ich bleiber aber dran.

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