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27. Januar 2009

Wieder Urlaub

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 05:12

Liebe Schlaglochliebhaber,

kommt nach Laos, denn das ist Euer Paradies. Nach drei Tagen schlechter und nur teilweise geteerter Strasse bin ich heilfroh, jetzt in Luang Prabang angekommen zu sein und ein paar Tage zu entspannen. Ich habe inzwischen auch herausgefunden, warum die Strassen so schlecht sind, aber dazu spaeter.

Seit meinem letzten Eintrag aus Oudomxai ist viel passiert. Ich hatte die letzten beiden Tage eine Begleiterin, wie ich aus Oudomxai angekuendigt hatte: Clara aus Holland, eine Journalistin, die eine einmonatige Tour durch Laos macht. Nach einem leckeren laotischen Essen in Oudomxai am Samstag abend sind wir am Sonntag gegen 8:00 Uhr losgefahren und die ersten 20km ging es immer bergauf, bis auf einen Hoehe von 1100m. Das war aber kein Problem, da es nicht so steil war und die Strasse in gutem Zustand. Nach einer kurzen Abfahrt durch wunderschoene Berge mit Dschungel so weit das Auge reicht, stand nach 40km der naechste lange Aufstieg bevor.

An deren Anfang kam uns ein weiterer Radler entgegen, ein Englaender, der vor vier Monaten in Suedkorea gestartet ist, und nach den Phillipinen, Indonesien und Thailand nun auch nach Europa unterwegs ist. Er wusste noch nicht so recht, wie er nach Kunming (wo ich in drei Wochen sein werde) weiterradeln will, ob durch Tibet und Indien oder doch die Seidenstrasse. Da er in Kunming zwei Wochen bleiben will, kann es gut sein, dass wir uns dort treffen. Wir haben jedenfalls E-Mail Adressen ausgetauscht und das waere doch super.

Wir fuhren weiter und die Strasse schlaengelte sich diesmal auf 1250m ueber NN. Am hoechsten Punkt war ein Hmong Dorf, wo wir was trinken kaufen und essen konnten. Die Aussicht und das Dorf waren wirklich schoen. Nach der 30km langen Abfahrt kamen wir nach ueber 6,5 Stunden Fahrzeit in Pakmong an, einem Ort, der sich nur jeweils 100m an den Strassen einer T-Kreuzung erstreckt. Ein echt gottverlassener Ort. Wir haben ein ganz brauchbares Guesthouse gefunden und sind abends nur was essen gegangen und ich wollte eigentlich um 20:30 Uhr schon ins Bett gehen, wenn ich da beim Betreten des Zimmers nicht eine ungebetene Mitbewohnerin entdeckt haette. An der Wand sass eine ungefaehr Espressountertassengrosse Spinne und fuelte sich offensichtlich wohl. Als ich sie mit meiner Badelatsche toeten wollte (denn mit dem Wissen, dass sie da ist, haette ich nicht schlafen koennen), verkroch sie sich in eine Ritze des Bettes. Jetzt erkannte ich, dass unter dem bett alles voller Spinnweben war und versuchte sie rauszulocken. Nach einer Weile entdeckte ich sie, sie hatte sich an mir vorbeigeschlichen udn sass an einer anderen Wand Jetzt konnte ich sie erwischen, was einen ziemlich Fleck an der Wand verursachte. Mit dem Gedanken, mein Zimmer kann nur eine Spinne dieser Groesse vertragen, konnte ich schiesslich beruhigt schlafen.

Das heisst ich wollte, denn am Sonntag war chinesisches Neujahrsfest und schon den ganzen abend ueber haben die paar chinesichen Haendeler des Ortes einen Riesenkrach mit Chinaboellern und Feuerwerk gemacht. Die waren so laut und das Feuerwerk war richtiges Profifeuerwerk, das haette jedem Ordnungsamtsmitarbeiter in Deutschland die Haare zu Berge stehen lassen. Leider haben sie am Montagmorgen um vier Uhr wieder angefangen.

Am naechsten Tag sind wir dann nur mit einem Fruehstueck aus chinesichen Plumcakes mit vollsynthetischer Vanillefuellung (mangels Alternativen) losgefahren. Nach 10km kamen die ersten 20km nichtasphaltierter Strasse, wieder so ein Stueck, wo offensichtlich der alte Belag einfach abgekratzt wurde. Die Lanschaft war aber super, steile bewachsene Karstberge ragten links und rechts empor und nach 40km fuerte die Strasse immer am Nam Ou entlang, traumhaft. Nach einem Mittagessen in einem Restaurant am Nam Ou (wie immer Bratreis) erwarteten uns dann 8km Strassenbauarbeiten. Hier haben die Laoten einfach die gute Strasse (siehe Bild) abgekratzt, zu kleinen Steinen zerschlagen und wieder plattgewalzt. Ich habe echt den Eindruck, die machen das nur, weil sie neue Maschinen haben (die Bagger und alles waren neu), aber nicht wissen, was sie sonst damit machen sollen. Es wird jedenfalls nicht lange dauern,dann sind die Strassen wieder so schlecht, das Reisen nach Nordlaos fast unmoeglich werden.

Nach erneut 6,5 h Fahrtseit und somit ueber 20 Stunden Schinderei in den letzten drei Tagen war ich heilfroh, als wir endlich in Luang Prabang angekommen waren. Nach den Horrormeldungen anderer Reisender ueber die unverschaemten Preise hier und einigen erfolglosen Telefonaten in den letzten Tagen mit Hotels haben wir aber doch fuer 80.000 Kip (7 Euro) pro nacht jeder ein gutes Zimmer in einem ruhigen Guesthouse gefunden.

Gestern abend haben wir dann gemerkt, dass das hier ein echter Kontrast und nicht das richtige Laos ist. Gestern noch in einem dreckigen Kreuzungsort gestartet, ist es hier total sauber, es gibt Buergersteige und tausende Touristen. Laung Prabang ist echt ein bischen Asien light fuer Leute, die hier mit dem Flugzeug einfliegen und dann ein paar Tage bleiben und dann weiter nach Siem Reap (Angkor Wat) in Kambodscha fliegen, was wohl aehnlich touristisch ist. Aber fuer mich ist es gut, ich bekomme hier alles und ich kann mich entspannen.

Entspannen werde ich mich auch die zwei Tage nach Luang Prabang, denn ich habe beschlossen, meine Reiseroute zu aendern. Nach den Erfahrungen in Bangkok habe ich beschlossen, nicht nach Hanoi mit viel Verkehr zu radeln. Somit werde ich in Vietnam nur 6 Tage bleiben und meine Route etwa um 350km verkuerzen. Am Freitag werde ich von Luang Prabang ein Schiff besteigen und in zwei Tagen nach Muang Khoua flussaufwaerts des Nam Ou an die Grebze zu Vietnam fahren. Ansonsten muesste ich naemlich zwei Tage dieselbe Strecke zuruekradeln, wozu ich ich echt keine Lust habe. Besonders wergen der Strassenbeschaffenheit. Meine Beine koennen nach 1600km (ungefahr die Entfernung Hamburg - Rom) und ueber 10 Prozent der Gesamtstrecke eine fuenftaegige Pause auch gut gebrauchen. Und Vietnam wird mit dem ueber 1800m hohen Thon Thram Pass schwer genug. Zum Schluss noch ei npaar Eindruecke aus Laos.

P.S.: Am Computer neben mir sitzen junge Moenche und spielen Computer.

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