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8. Februar 2009

Berge, Berge, Berge

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 11:57

Liebe Alpenfreunde,

schoene Gruesse aus den vietnameschen “Alpen”, die ich die letzten beiden Tage ueberquert habe und das war bestimmt nichts fuer Flachlandfetischisten.

Die letzten beiden Tage waren super, ausser am Freitag abend, da musste ich mich ueber mein Hotel aufregen. Ich habe ja am Freitag schon geschrieben, dass es ueberteuert weil das einzige am Platz ist, aber auch der Service war miserabel, das kennt man von Vietnam sonst gar nicht. Ich habe eigentlich einen schoenen nachmittag verbracht, ich bin im Hotel mit einem ebenfalls alleinreisenden Deutsche ins Gespraech gekommen, der 10 Wochen langsam mit dem Bus durch China und Vietnam reist. Als wir dort plauderten kam eine Gruppe von ungefaehr 10 Australiern auf Minsk-Motorraedern mit vietnamesischem Fuehrer an und wurde sogleich hofiert mit Snacks und Bier. Wir haben dann um 18:30 Uhr essen bestellt und dann ewig gewartet, nach zweimaligem nachfragen kam es gegen 20:15 Uhr und war auch noch wenig und nicht besonders gut. Und laut war es dort in der Nacht auch noch, echt zum vergessen. Wenn man dort wohl nicht mit einer Gruppe absteigt, ist man gast zweiter Klasse.

Am Samstag bin ich dann wieder um 6:30 Uhr losgefahren und das erwies sich auch nach 14km als weise Entscheidung. Denn dort musste ich wegen Strassenbauarbeiten 20 Minuten warten, 15km weiter sogar 45 Minuten. Entschaedigt wurde ich aber durch die atembreraubende Landschaft, durch ein enges Tal bzw. fast eine Schlucht ging es an einem kleinen Fluss entlang. Allerdidngs hiess das, dass es immer ca. 20-50 Hoehenmeter rauf und wieder runter ging, was ziemlich zermuerbend ist, da man niemals seinen Rythmus findet. Nach ca. 60km habe ich Mittagspause gemacht (eine Pho Bo, das Nationalgericht, eine Nudelsuppe mit Rindfleisch) und hatte nach 80km den Fuss des Anstieges erreicht, der mich zum Schluss erwartete. Zwar hatte ich erwartet, dass es bergauf geht, aber mit einer Steigung von 800 Hoehenmetern auf eine Hoehe von 1100m hatte ich nicht gerechnet. So war ich letztlich erst um 16:30 Uhr am Tagesziel, auch aufgrund der Tatsache, dass ich oben am Pass noch einen Schweizer Radler getroffen habe, mit dem ich mich eine halbe Stunde unterhalten habe. Der ist von Hanoi aus losgefahren und will nun durch Laos, Kambodscha und Thailand bis Singapur. Wir haben Tipps ueber die Strecke ausgetauscht und uns dann viel Glueck gewuenscht. Denn beide haben wir festgestellt (da wir GPS haben), dass die Angaben auf den Landkarten ncht stimmen, seien es die Passhoehen oder die Entfernungen. Die Paesse sind aurf den Karten als viel zu niedrig angegeben und die Entfernungen teilweise zu lang.

Das gestrige Tagesziel Lai Chau war wirklich unfassbar. In einem wunderschoenen Tal auf 900m gelegen, haben es die Vietnamesen wirklich geschafft, die Schoenheit der Landschaft durch eine extrem haessliche Stadt zu konterkarieren. Ohne Struktur, Reih an Reih die bonbonfarbenen Villen, Leuchtschilder das einem schwindelig wird und riesige Brachflaechen, auf denen enorme Hotel- und Kasinokomplexe entstehen. Vietnam baut naemlich von China aus einen Highway durch diese Gegend, den Strassenbauarbeiten nach wird dies echt eine vierspurige Autobahn. Es wird also nur noch eine Frage der Zeit sein, bis in Nordwestvietnam tausende Chinesen einfallen werden, um sich dort in den Hotels, Kasinos und Nachtclubs zu vergnuegen und das auszuleben, was in China verboten ist. Schade um die atemberaubende Landschaft.

Denn die ist wirklich faszinierend. Heute bin ich naemlich auf den mit 1990 m uber NN gelegen Deo Tran Ton Pass geradelt, hart aber wunderschoen. Vorher galt es aber noch einen kleinen Pass auf 1250m zu ueberwinden, da ich wieder um 6:30 Uhr losgefahren war, konnte ich nach einem Fruehstuck (wieder Pho Bo) im Ort nach der Abfahrt, den Anstieg bereits um 9:00 Uhr in Angriff nehmen. Im Ort war der Baer los, es war Sonntagsmarkt und hunderte Menschen der dort lebenden Bergstaemme waren mit ihren Waren in die Stadt gekommen, um sie zu verkaufen und einzukaufen, bevor sie wieder in ihre entlegenen und hoch gelegenen Doerfer aufbrechen.

Der Anstieg war echt hart, er fuehrte in ca. 28km von einer Hoehe von 600m auf die besagten 1990m, gottseidank war es bewoelkt und weiter oben nebelig, denn Schatten haette es keinen gegeben. Da es recht kuehl war und ich gute Beine hatte, bin ich den Anstieg in in 3,5h einem Stueck durchgefahren und 5km vor dem Pass rissen der Nebel und die Wolken ploetzlich auf und es boten sich atemberaubende Blicke auf die Strasse und die Berge, insbesondere auf den mit 3143m hoechsten Berg Vietnams, den Phan Si Pan.

Direkt auf der Passhohe traf ich wiederum andere Radler, ein englisches Paerchen, das in Hanoi lebt und nun 3 Monate durch Suedostasien radeln will, weil er gerade ein Projekt als Bergbauingenier beendet hat und nun auf seinen naechsten Einsatz wartet. Interessent war, dass sie ihr Gepaeck in einem einraedrigen Anhaenger hatten, den er hinter sich her zog, sie konnte ganz ohne Gepaeck radeln.

Leider ist das Wetter nur auf der Seite meines Aufstiegs gut, auf der anderen Seite des Passes in der 15km langen Abfahrt nach Sapa (immer noch auf 1500m Hoehe) tauchte ich gleich in die Wolken ein und es das ist wie Nieselregen. Hier ist es nun sehr feucht und ziemlich kalt. Angekommen, habe ich das Hotel angefahren, welches mir der hoellaendische Radler in Thailand empfohlen hatte, das ist auch wriklich gut und sogar guenstig, ich zahle ca. 5 Euro die Nacht. Obwohl es so feuchtkalt ist und man auch ueberhaupt nichts sehen kann (in Sapa soll man atemberaubende Ausblicke auf die Berge haben), werde ich hier einen Ruhetag einlegen.

Zum einen, weil ich eh keine Eile habe und zum anderen, weil es mal wieder schoen ist, in einem Touristenort zu sein. Denn hier in Sapa muss im Sommer die Hoelle los sein, wenn hier oben alle der Hitze entfliehen, hier gibt es dutzende Hotels und Restaurants (sogar Pizza, Pasta und Steaks) Hier bin ich mal endlich nicht der einzige Auslaender und kann schoen freuhstuecken, denn nur zum Fruehstueck vermisse ich ab und zu das europaeische Essen. Gerade war ich schon einen Kaffee trinken und hatte dazu zwei leckere Stueck Schokokuchen.

Das habe ich mir auch verdient, denn in den letzten drei Tagen habe ich ueber 20h auf dem Rad gesessen und habe fast 300km abgerissen. Endlich hatte ich mal wieder das Gefuehl, wieder Strecke gemacht zu haben, denn seit meinem Abstecher nach Luang Prabang, wo ich sogar zwei Tage in die falsche Richtung gefahren bin (nach Sueden und nicht nach Nordwesten), hatte ich das Gefuehl, ueberhaupt nicht voranzukommen und dann kam auch noch meine Krankheit dazu.

Apropos Himmelsrichtung. Am Dienstag werde ich mit Lao Cai bzw. Hekou (Einreise nach China) den oestlichsten Punkt meiner Reise erreicht haben. Von dort aus geht es nun fuer ca. 2500 km immer nach Norden, bis ich in Lanzhou auf die Seidenstrasse treffen werde. Von da ab geht es dann nur naoch gen Westen bzw. Nordwesten. Ich komme also naeher.

Noch eine Anekdote zum Schluss. Ws ich nicht verstehe ist, dass hier in Sapa, in dem es ja oefter so kalt sein muss, alle Hauser genauso offen gebaut sind, wie im Tal. In den hausern wird es so kriechend kalt und die Leute sitzen dann beim Holzkohlefeuer in ihren Haeusern und Laeden. Oefen hat hier auch keiner, sodass alle zitternd in dicke Jacken gehuellt sitzen. Aber ich muss hier ja nicht immer leben, ich ahbe genug Decken in meinem Hotelzimmer, werde also nicht frieren oder meinen Schlafsack rauskramen muessen.

So, am Schluss mal wieder ein paar Bilder:

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