Start
Route
Equipment
Blog

12. Februar 2009

Bergwahnsinn

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 14:19

“Xinjie (Old Yuangyang) lies a 1hr busride away on top of a nearby hill”. Dies war die Beschreibung in meinem Lonely Planet ueber die Strasse von Dansha (Neu-Yuangyang) im Tal zur alten Stadt, in der es die beruehmten Reisterassen zu sehen gibt. In Wirklichkeit ist ” on top of a nearby hill” eine unvorstellbare Beschoenigung fuer die Tatsache, dass die Strasse innerhalb von 29km von 200m ueber NN auf 1600m ueber NN anstieg. Das wuerde ich auch nicht Huegel nennen. Werschreibt sowas?

Super waren die letzten beiden Tage trotzdem. Am Dienstag abend in Hekou habe ich lecker in einem Strassenlokal gegessen, was der Koch aus Reis und Gemuese gebrutzelt hat, war sehr lecker aber ziemlich scharf. Danach ist mir aufgefallen, dass Hekou echt eine komische Stadt ist. Von dem Etablissement neben meinem Hotel habe ich ja berichtet, aber der Nachtmarkt schlug alles. Hauptsaechlich wurden dort drei Kategorien von Waren angeboten: Fantasieschwerter, getrocknete Fruechte und Sexspielzeug. Keine Ahnung warum, aber alles war voll damit.

Am Mittwoch morgen habe ich dann direkt neben meinem Hotel eine Suppe zum Fruehstueck gegessen und bin gegen 8:00 Uhr unter regem Interesse der Hotelangestellten losgeradelt. Die Strasse fuehrte die ertsen 70km mehr oder weniger flach am Roten Fluss entlang und in meinem eigentlich Tagesziel war ich deshalb bereits vor 12:00 Uhr. Da es dort nichts zu sehen gab, beschloss ich, noch eine Stadt weiter zu fahren. Das konnte ich aber erst, nachdem ich an einer Polizeikontrolle meinen Pass vorgezeigt hatte und die in gruenem Anzug drapierten Polizisten sauber aufgeschrieben hatten, dass ich da war. Die Polizisten waren aber sehr freundlich und eine sprach sogar etwas englisch.

Nach dieser Stadt wurde die Strasse schlechter, ab und zu einige defekte Strassenabschnitte, so dass ich nicht mnehr so schnell vorwaerts kam. Gegen 13:30 Uhr war ich dann im naechsten Ort, der glaube ich Manhao hiess und traf dort just einen anderen Radler. Ein Englaender, der dank Omas Erbe seit 14 Jahren durch die Welt radelt und jetzt seit 3,5 jahren unterwegs ist und ueber 50.000 km geradelt ist. Die chinesischen Kinder, denen er den Tacho zeigte und auf chinesisch das gleiche erklaerte, waren ganz baff. Da sind meine 2.300 km bis gestern noch mickrig. Da er meistens campt, sah er ziemlich abgerissen aus. Ergab mir aber ein paar super Tipps ueber die kommende Strecke (ich muss uebermorgen einen Tag Umweg fahren, da meine urspruengliche Route nicht mehr passierbar ist) und erklaerte mir das System der chinesischen Ortsnamen auf meiner in China gekauften Landkarte. Immer am Ende des Namens gibt es ein Zeichen, welches die Groesse bzw. Stellung der Stadt kennzeichnet. Eines steht fuer Grossstadt, eines fuer Provinzstadt, eines fuer Kreissatdt usw. Und bis zu einer bestimmten Groesse gibt es auf jeden Fall immer zumindest ein Regierungsgaestehaus, in dem man unterkommen kann. Und an Fernstrassen gibt es Fernfahrerunterkuenfte (grosse Tonnen mit Betten) und Gemeinschaftsdusche, neben denen man hervorragend zelten kann. Das sind doch mal Informationen. Sogar ueber die Strasse zwischen Chian und Kirgisien konnte er berichten, dass diese super ist. Auch sagte er, dass die chinesischen Polizisten alle sehr freundlich seien, wenn man ebenfalls freundlich ist. Er sage, dass Problem mit den meisten Auslaendern sei, dass diese immer gleich ungeduldig bzw. agressiv werden, wenn sie von der Polizei kontrolliert werden. Dann wuerden die ebenfalls unfreundlich.

Genau dort, wo wir uns unterhalten hatte, war auch ein Hotel und ich beschloss, gleich dort einzukehren und bekam ein super sauberes Zimmer mit Fernseher fuer 50 Yuan (ca. 5 Euro). Nach dem frischmachen habe ich die auf beiden Seiten des Flusses gelegene “Stadt”(ich schaetze 3.000 Einwohner) erkundet und beim Ueberqueren der Bruecke wurde ich wieder an einem Polizeiposten kontrolliert. Die beiden Polizisten waren wieder sehr freundlich, fragten sich glaube ich nur, was ich in diesem Nest mache. Deswegen habe ich ihnen auf meiner Kamera ein Bild von meinem Fahrrad gezeigt und dann verstanden sie. Wieder wurde sorgfaeltig in einem Buch vermerkt, dass ich da war und unter netten Gruessen durfte ich weitergehen.

Abends habe ich in einer Garkueche gegessen, eine Suppe aus Gurken und Ei (die Gurken waren hier sehr bitter und schmeckten mir nicht), eine Artgebratenen Spinat und Reis. Aufgrund der Hitze tagsueber warich so muede, das sich schon um 21:00 Uhr eingeschlafen bin.

Heute dann der Hoellenritt, erst ging es 65km immer auf und ab am Roten Fluss und dann der besagte Anstieg. Es war wieder heiss und im Anstieg habe ich auf halber Strecke an einer Quelle Rast gemacht, an der auch einige Maedchen eines Bergvolkes Mandarinen verkauften. An der Quelle hielten zahlreiche Autos und Motorraeder, um Kuehlwasser nachzufuellen. Da habe ich gedacht, ich haette auch gerne einen Kuehlwassertank, aber das ist mir wohl nicht vergoennt.

Der Platz waere eigentlich ganz schoen gewsen, waere nicht der Gestank der oeffentlichen Toilette des Dorfes dort gewesen, das ist sowieso so eine Sache. Die oeffentlichen Toiletten (ich habe noch keine von innen besucht) riecht man immer von weitem, das ist echt widerlich.

Im Ort angekommen, habe ich das im Lonely Planet empfohlene Guesthouse gesucht und dann einfach zwei Polizisten gefragt (die mich nicht kontrolliert haben), denn gottseidank sind die Hotelnamen im Reisefuehrer auch immer auf Chinesisch angegeben, so dass ich den Polizisten das Buch hingehalten habe und sie mir dann zeigten wo es ist. Ein echt serviceorientiertes Land, wie ich finde.

Eben war ich dann, nachdem ich den Sonnenuntergang ueber den Bergen bewundert und fotografiert habe, in einem Restaurant essen. Das lauft hier immer so, dass sie alle Zutaten in Regalen und Kuehlschraenken haben und man sich aussucht, was der Koch zusammenschmurgeln soll. Ich habe mich fuer Kartoffeln, gruenes Gemuese (keine Ahnung was), Paprika und getrocknetes Fleisch entschieden, das wurde dann klein geschnippelt und zu einem wirklich leckeren Wokgericht verarbeitet. Dazu gab es eine grosse Schale Reis, was will man mehr.

Morgen frueh werde ich mich dann mit einem der zahlreichen Minibusse in die Doerfer ausserhalb der Stadt fahren und die Reisterassen bewundern. Denn auf mein Fahrrad werde ich mich definitiv nicht setzten, denn hier geht es nur raufund runter und es ist schliesslich Ruhetag. Und am nachmittag muss ich definitiv mal wieder zum Frisoer, ich kann ja schliesslich nicht als Hippie durch die Gegend radeln, meine Haare sind bestimmt schon 1cm lang.

Die naechsten Tage werden dann nicht ganz so hart, ich muss immer nur 80km radeln. Am Samstag eine U-Etappe, es geht erst 1400hm bergab, dann 10km flach und dann ca.1200hm rauf, allerdings auf einer nagelneuen Strasse moderat auf 40 Kilometern. Und dann bin ich auf einem Hochplateau, auf dem auch Kunming liegt. Drt geht es dann entlang von Seen, das wird bestimmt schoen.

Kleine Information am Rande: In Kunming, der ersten Milliionenstadt in China, werde ich jetzt definitiv ins Camellia Hotel gehen. Denn bisher jeder Radler oder Backpacker, dem ich erzaehlt habe, dass ich nach Kunming fahre, hat das empfohlen, insbesondere wegen des Fruehstuecksbuffets. Also werde ich dem Rat folgen, denn beim Wort Fruehstueckbuffet werde ich schon ganz nervoes, das hatte ich seit meinem Aufbuch Anfang Januar noch nie und werde es ausser in Chengdu auch nie wieder haben, schaetze ich.

Keine Kommentare

Noch keine Kommentare.

RSS-Feed für Kommentare zu diesem Beitrag.

Die Kommentarfunktion für diesen Artikel ist momentan deaktiviert.

Läuft mit WordPress