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18. Februar 2009

Wieder Urlaub (vier Tage)

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 09:51

Wer schnller faehrt hat schneller Pause,

das habe ich mir zu Herzen genommen und bin nun einen Tag frueher als geplant in meiner ersten chinesischen Grossstadt. Nun habe ich vier volle Tage Pause, die habe ich mir nach nun fast 20 Prozent der Strecke (20 Prozent waeren 2900 km, ich habe 2780km auf dem Tacho) auch verdient, wie ich finde. Die letzten Tage waren weniger anstrengend, als ich erwartet habe.

Am Montag war ich bereits gegen 12:00 Uhr in Jianshui, was etwa 400m tiefer lag als Gejiu und der Tag startete mit einer 10km langen Abfahrt und unterwegs warteten nur ein paar Huegel. Jianshui liegt in einer recht grossen Ebene und bestwht im Stadtkern aus vielen alten Gebaueden, verwinkelten Gassen und hat noch ein schoenes altes Stadttor. Ich habe den Tag mit rumflanieren, ein paar Snacks und einem lecker Abendessen in einem Buffetrestaurant verbracht. Dort haben mich die Leute angestarrt, als kaeme ich vom Mond. Besonderes Interesse erregt es uebrigens immer, wenn ich in einem Restaurant nach dem Essen (das mache ich meistens) mein Tagebuch schreibe. Dann wollen alle sehen, wie ich schreibe und schauen ganz begeistert ob der fremden Schrift.

Am Dienstag morgen wollte man mich dann im Hotel im wahrsten Sinne des Wortes uebers Ohr hauen. Da ich ein wenig Sonnenbrand am Ohr ndn daher eine kleine Wunde habe, war auf meinem Kopfkissen ein kleiner Fleck. In China laueft es beim Auschecken aus dem Hotel immer so, das man wartet, jemand das Zimmer kontrolliert und man erst dann seinen Pfand (immer das doppelte des Zimmerpreises) wiederbekommt. Jedenfalls kam der Angestellte mit dem Kopfkissen wieder und bedeutete mir, dass man dieses jetzt waschen muesse. Ich wiederum bedeutete, dass sie das sowieso tub muesseb. Nach langem diskutieren bin ich schliesslich laut geworden, denn ich lasse mich nicht verarschen. Zaehneknirschend gab mir der Portier dann mein Geld und ich bin weggefahren. Echt unfassbar. Das Radeln an dem Tag lief aber super, es war erst wieder flach, erst am Ende ging es auf eine Hoehe von 1800m hinauf, und schon war ich um 13:00 Uhr in Tonghai. Das einzig Dumme ist, dass ich einen Defekt festgestellt habe. Das Treten lief etwas unrund, erst befuerchtete ich, dass etwas mit meiner Nabe oder meinem Tretlager nicht in Ordnung ist, beim Nachschauen musste ich dann aber feststellen, dass ein Zahn aus meinem Ritzel herausgebrochen ist. Da ich weder gestuertzt bin, noch das Ritzel wegen Verschmutzung abgenutzt isr, kann es sich hier nur um schlechte Produktion von Rohloff handeln. Denen habe ich auch gleich eine E-Mail geschrieben, ob ich hier in Kunming Ersatz bekomme, aber dem ist leider nicht so. Nun muss ich noch 1000km so weiterfahren, Rohloff sagt aber, das sei kein Problem. In Chengdu wird mir meine Freundin dann ein Neues mitbringen. Am nachmittag bin ich durch Tonghai geschlendert (ebenfalls alte Gebaeude) und habe einfach nur entspannt. Wieder war ich der einzige Auslaender und wurde entsprechend bestaunt. Am abend bin ich dann in einem Restaurant auf wenig clevere Chinesen gestossen. Wie so oft hae ich in einer Vitrine auf die Sachen gezeigt, die ich haben wollte, zum Beispiel lag dort ein halber Kohlkopf und ziemlich viele Fruehlingszwiebeln. Die Moral von der Geschichte war, dass sie alles zubereitet hatte, auf was ich gezeigt hatte, so bekamm ich einen Riesenteller gebratenen Kohl sowie Fruehlingszwiebeln. Ich weiss nicht was passiert waere, haette ich auf einen Sack Reis gezeigt. So clever muss man gentlich sein, dass ich nur jeweils eine Portion will, weil kein Mensch die Haelfte eines grossen Kohlkopfes essen will. War mit 17 Yuan (1,70 Euro) aber trotzdem nicht teuer.

Die Strecke von Tonghai nach Kunming, die ich gestern wieder Erwarten in einem Tag zurueckgelegt habe, war zu Beginn ein Traum. Erst ging es 50km flach am Rande des Tals mit Blick auf See, Berge und einige grosse Moscheen im Sonnenaufgang (hier in Yunnan gibt es viele Muslime) , danach ging es auf einer schoenen Bergstrasse auf 2150m hoch. Unfassbar war, dass morgens enige verschleierte Frauen auf der Autobahn joggten. Die spinnen die Chinesen. Nach der Abfahrt auf lediglich 1900m und einem Mittagessen habe ich dann die letzten 50km nach Kunming in Angriff genommen und jetzt muss ich sagen: vergesst Hafencity und Wachsende Stadt. Das hier sprengt echt jede Vorstellungskraft. 40km vor Kunming begann eine 12spurige Strasse mit Gruenstreifen und breitem Fussweg (wer soll da denn drauf laufen, die Distanzen sind doch viel zu weit) und links und rechts neben der Strasse wurden ganze Staedte gebaut. Wie die mal aussehen werden, sah man auf den Bauzaeunen. Ein Plan sah ca. hundert 30-stoeckige Hochhaeuser in einem Quadrat vor, umringt von einer Autobahn und 10 riesigen Parkhaueserb. Zwischen den einzelnen Stadtprojekten waren natuerlich Shopping Malls in Bau, wenn man denen hier von der Hafencity erzaehlen wuerde, fuehlten die sich wahrscheinlich verarscht, ich glaube, allein die provisorisch hochgezogenen Arbeitersiedlungen sind ein groesseres Projekt. Es ist echt mal gut, so was zu sehen, dann relatviert sich der Bohei, der in Hamburg und Deutschland um vieles gemacht wird.

Der Verkehr in Kunming war zwar heftig, aber nicht so schlimm, wie ich ihn mir vorgestellt habe, schliesslich leben hier im Grossraum 8 Mllionen Menschen. In der Stadt gibt es dann an den Hauptstrassen Radwege, die durch einen Gruenstreifen von der Fahrbahn der Autos getrennt sind. Dank meines GPS (die China-Karte war eine weise Anschaffung) habe ich gleich mein Hotel gefunden, was von aussen ein wenig duester aussieht, von innen aber Vier-Sterne-Standard hat, und das ganze fuer 14 Euro pro Nacht inklusive Fruehstuecksbuffet. Nachmittags habe ich dann alle meine Sachen ausgepackt, die Packtaschen gereinigt und meine Dreckwaesche weggegeben. Danach habe ich mir zu Fuss die aus vielen Hoachhauesern bestehende Innestadt angeschaut, hier kann man wirklich alles kaufen, im Carrefour Supermarkt und im Wal-Mart gibt es sogar Brot und Kaese (allerdings zu astronomischen Preisen). Beim Abendessen in einer Pizzeria (das war mal wieder noetig) konte ich mich dann das erste Mal seit drei Tagen wieder unterhalten, neben mir sass ein amerikansicher Student, der hier fuer ein Jahr Geschichte studiert.

Heute morgen (es ist jetzt 16:30 Uhr) habe ich dann in der hoteleigenen Autowaschanlage (i.e. ein Wasserschlauch, Seife und ein Schwamm) mein Rad gewaschen und dann in einer Motorradwerkstadt um die Ecke mit einem dort geliehen Lappen und Entfetterspary Kette und Ritzel gereinigt. In dieser kleinen Strasse war ich sogleich die Attraktion und so kamen gleich die beiden Friseusen von gegenueber und der Schlachter von nebenan, um mir bei der Arbeit zuzusehen. Aber daran habe ich mich inzwischen gewoehnt. Die naechsten drei Tage werde ich morgens das exquisite Fruehstuecksbuffet auskosten, zwei Museen anschauen und einfach nur entspannen. Denn nach Chengdu wird es auch ein paar Mal ueber die 3000m gehen, das wird haerter und auch kaelter als bisher.

Zum Schluss noch drei Bemerkungen:

1. Bilder kann ich leider keine Hochladen, weil ich diese erst Bearbeiten muss, bevor ich sie Online stelle. Die Menueleisten und Dialoge sind hier aber alle auf chinesisch, sodass ich es nicht schaffe.

2. Wie es aussieht, habe ich ab Chengdu bis nach Usbekisten einen Mitradler. Leon war einer der Radler, den ich in Laos getroffen habe umd dem ich von einer Tibetdurchquerung vor Mai abgeraten habe. Sofern er nun sein Kirgisienvisum und seine Verlaengerung des Chinavisums hinbekommt (er ist gerade in Peking und hat sein Rad in Kunming gelassen), wird er mich in Chengdu einholen, wo ich mich ja 8 Tage mit Jackie D. treffe. Das waere super, insbesondere, weil die Ueberquerung des Pamir-Gebirges zwischen China und Kirgisien ncht ganz ohne ist und es an der Seidenstrasse 3000km praktisch nur flach geradeaus geht, an einer Seite der Strasse Wueste und an der anderen Seite Berge. Da ist es zu zweit unterhaltsamer.

3. Das fuehrt mich zur dritten Bemerkung. Der Amerikaner gestern hat mich gefragt, ob es einem bei 8h radfahren nicht langweilig wird. Das muss ich verneinen, denn eigentlich pssiert am Strassenrand hier immer was. Z.B wird am Strassenrand ein Schwein geschlachtet, muslimische Frauen joggen auf der Autobahn, eine gosse Spinne laueft ueber die Fahrbahn, ein Bauer versucht verzweifelt, seine Wasserbueffel weiterzutreiben usw. Dazu die Landschaft, was braucht man mehr. Das sind alles Dinge, die man im Auto, Zug oder Bus gar nicht mitbekommt. Ich frage eher, ob es den Backpackern nicht im Bus immer langweilig wird.

So jetzt ist es aber genug, bis bald.

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