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28. April 2009

Tschuess China

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 10:26

Liebe Blogleser,

schoene Gruesse aus dem voellig verregneten Quing Shui, 30km vor der kasachischen Grenze, wo ich heute einen unerwarteten aber wohlverdienten Ruhetag geniesse. Ich habe naemlich gestern die Tour de France Fahrer alt aussehen, lassen, die ca. 200km auf Rennraedern, guten Strassen, ohne Gepaeck und mit aus dem Auto gereichter Verpflegung absolvieren. Ich habe gestern 212km in 12,5 Stunden runtergespult und war erst um 21:30 Uhr am Ziel. Und es waren harte Kilometer. Die ersten 70km zum Einrollen waren flach, es war gottseidank wieder trocken und sogar sonnig. Das Pingpongwetter geht also weiter. Denn vorgestern abend folgte auf den Sandsturm ein formidabler Gewittersturm, zum Glueck war ich in einem Hotelzimmer. Und nach den 70km und lecker frischgbackenem Brot an einer Tankstelle, wo ich auch Wasser bunkerte, begann der ekelhafteste, gemeinste, furchtbarste aller Anstiege. 40km und 1800 Hoehenmeter alles geradeaus, ohne jede noch so kleine Kurve, ich konnte von unten schon den Scheitelpunkt sehen. Das ganze Tal stieg an und so hatte man entweder das Gefuehl, auf einer Ebene zu sein oder manchmal sah es sogar so aus, als ginge es bergab. Das ist echt zermuerbend. Erst waren es ca. 15km so um die 2-3 Prozent, doch dann kamen einige ziemlich steile Kilometer (ich schaetze fast 10 Prozent), danach wurde es wieder flacher. Echt super, fast vier Stunden auf einer geraden Strasse, wenn man das Ziel immer sieht. Da haette ich mir beinahe die Sinnfrage gestellt, doch konnte es gerade noch so vermeiden. Einzige Gesellschaft waren grasende Pferde, Kuehe, Schafe und interessiert dreinblickende Schaeferhunde. Einer folgte mir sogar fuer ein paar Kilometer, erst dachte ich, der wollte Streit, aber wahrscheinlich ging er nur einen befreundeten Schaeferhund eine Weide weiter besuchen.

Apropos Hunde. Nachdem ich meinen formidablen Bambusstock dummerweise irgendwo vergessen hatte, habe ich jetzt wieder aufgeruestet, ja sogar in moderneultramodernste Waffentechnik investiert. In Wusu habe ich auf dem Markt ein ca. 1m langes Nudelholz (einfach ein dickes Holzstueck) aus unfassbar hartem Holz gekauft. Ich glaue, das wird die Hunde noch effektiver fernhalten. Ich haette als Hund jedenfalls Respekt.

Naja, auch der Anstieg ging irgendwann zu Ende und oben erwartete mich (neben einsetzendem Gegenwind) ein formidabler Ausblick auf einen riesigen Gebirgssee (ca. 20km im Durchmesser) und ringsherum Grasland. Gluecklich ob des Ausblicks pedalierte ich weiter, bis der Radlergott wieder ene Gemeinheit fuer mich ausgeheckt hatte. Eben noch auf einer super Autobahn wurde es es jetzt unangenehm, hier wurde diese naemlich erst gebaut und wie immer in China heisst das: Zuerst die alte Strase kaputt machen, warum auch immer. Eigentlich wollte ich campen, doch es gab keinerlei Windschutz, also fuhr ich bis an das Ende des Sees, wo es Unterkuenfte in Form von Yurten geben sollte. Die 30km bei Gegenwind und schlechter Strasse waren hart, aber gegen 18:45 Uhr war ich an besagten Yurten. Die waeren sicher ganz schoen gewesen, wenn sie nun nicht direkt im Baugebiet der Autobahn waeren inklusive Tunnelbaustelle mit lauten Abluftkanaelen. Ausserdem traute ich irgendwie dem Weter nicht, bisher wechselte es fast jeden Tag.

Also beschloss ich, noch 56km weiter (alles Abfahrt) bis nach Quingshui zu fahren. Erst galt es noch ein kurzes Stueck bergauf vom See weg zu radeln udn dann traute ich meinen Augen kaum. Erstens, weil die Landschaft schlagartig von tundraartigem Grasland zu Schweizer Alpenpanorama wechselte und zweitens, weil hier die Chinesen ihrer Bauwut freien Lauf lassen. Das schoene enge Tal wird anscheinend mit einer Pipeline, einer Autobahn und einer Eisenbahnlinie inklusive Bruecken und Tunneln beglueckt. Das bedeutete auf der Abfahrt keine super Fahrbahn auf der man es rollen lassen kann, sondern Steine, Schlamm und Baustellenverkehr. Also brauchte ich weitere 2,5 Stunden bis ich voellig erledigt (schmerzende Haende und Beine) in Quing Shui ankam. Die Landschaft hatte wieder eine erstaunliche Wendung durchgemacht, aus den Schweizer Alpen kam ich direkt in die Toskana, mit sanften Huegeln und zypresessenaehnlichen Baeumen. Zum Glueck fand ich aber fuer unschlagbare 60 Yuan ein super Zimmer mit heisser Dusche und habe aber noch vor dem Duschen erstmal was gegessen, lecker gefuellte Teigtaschen. Und dachte ich beim Ankommen noch, dass ich locker noch 50km haette weiterfahren koennen, war ich nach dem Duschen so fertig, dass ich mich ueberwinden musste, um noch meine Zaehne zu putzen, ich bin kaum aus dem Bett gekommen, wo ich es mir vor dem Fernseher (es lief Snooker, herrlich zum Entspannen) bequem gemacht hatte.

Zu meinem Erstaunen war ich heute morgen aber trotzdem um 7:30 Uhr nach einem erholsamen Nachtschlaf (Jackie D. hasst dieses Wort) wach und nicht so fertig, wie ich gedacht hatte. Diese Erfahrung gibt mir die Gewissheit, dass mein naechstes Ziel nach dieser Reise, die Teilnahme bei Paris-Brest-Paris (1200km nonstop in hoechsten 88 Stunden), zu schaffen ist. Als ich aus dem Fenster sah, beglueckwuenschte ich mich zu meiner gestrigen Entscheidung, es regnete naemlch in Stroemen und hat bis jetzt (hier 17:00 Uhr) nicht aufeghoert. Schon gestern habe ich beschlossen, heute einen Ruhetag einzulegen, denn ich habe keine Eile, von Zharkent, der ersten Stadt in Kasachstan, sind es vier Tage nach Almaty, wo ich erst am Sonntag ankommen will, um am Montag mein Visum fuer Kirgisien zu erneuern und zur iranischen Botschaft will, um ebenfalls ein Visum zu beantragen. Ich habe bis jetzt eigentlich nicht viel gemacht, ausser zu essen, Klamotten zu waschen und meine Sachen neu zu packen. Morgen dann ein halber Ruhetag, zur Grenze sind es 30km, dort muss ich noch meinen Rest Yuan in Tenge tauschen und dann mal sehen, wie der Grenzuebertritt wird. Aber ich bekomme ja zwei Stunden geschenkt, in Ostkasachsten ist es zwei Stunden frueher als hier. Und in Zharkent heisst es, mehr Geld zu besorgen (dort gibt es einen Bankautomaten) und eine neue SIM-Karte fuer mein Handy. Heute abend werde ich es mir in einem Restaurant nochmal richtig gut gehen lassen, die zentralasiatische Kueche soll nicht so abwechslungsreich sein, wie die chinesische.

Also, dann das naechste mal aus Kasachstan

Euer Carsten

26. April 2009

Veritabler Sandsturm

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 11:18

Puh,

ich hoffe, das wird nicht zur Gewohnheit, aber ich musste heute schon wieder ein Stueck per Anhalter fahren. Der Tag fing eigentlich gut an,ich bin um 8:00 Uhr losgefahren und hatte nur ein bisschen Seitenwind, ich bin bis 13:00 Uhr bis auf eine kleine Pause durchgefahren und hatte da schon 100km geschafft und nur noch 60km vor mir. Doch der Wind wurde staerker, ich fuhr mittlerweile wieder durch Wueste wie aus einem Western mit Dornenstraeuchern und Sand, erst blies er nur von der Seite, aber trotzdem brauchte ich fuer die naechsten 20km fast zwei Stunden. Dann drehte der Wind und blies mir fast direkt entgegen, Sand flog mir ins Gesicht dass es weh tat und ich konte fats nichts mehr sehen. Am Ende musste ich absteigen und konnte mich auch so kaum mehr auf den Beinen halten, das nenne ich einen veritablen Sandsturm. Und nirgends etwas zum unterstellen oder pausieren.

Gottseidank hielt ein Truck mit drei Muslimen, die mich nach Jinghe mitnahmen, aber selbst der Truck musste teilweise 20km/h fahren, weil die Sicht so schlecht war und die Seitenboen ihn fast zum kentern brachten. Hier habe ich wieder ein super Hotel gefunden und bin fix und fertig, denn der Wind war trocken we ein Heissluftfoen. Ich hoffe, morgen wird es besser, wenn ich ueber den 2000m hohen Pass fahre.

Und zum Schluss noch ma eine gute Nachricht, endlich konte ich mal wieder Bilder hochladen, also viel Spass beim Anschauen

25. April 2009

Wieder allein

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 11:16

Liebe Blogleser,

So schnell kann es gehen und schon ist man wieder allein. Am Donnerstag, meinem letzten Ruhetag in Urumqi habe ich morgens noch mit Andy, dem Student aus Bayern gefruehstueckt, der war einen Tag laenger am Bergsee geblieben und erst am Mittwoch abend zurueckgekommen. Nach dem Fruehstueck sind Leon und ich dann zum kasachischen Konsulat gefahren, wo wir nach nur 15 Minuten warten unsere Paesse ausgehaendigt bekommen haben, mit einem Visum gueltig bis zum 23. Mai, super. Anschliessend sind wir zur Hauptfiliale der Bank of China gefahren, weil wir beide Dollar brauchten. Leon, weil er noch gar keine hatte und ich, weil ich fuer den Iran jede Menge brauche, dort funktionieren auslaendische Bankkarten gar nicht. Also in die Bank, dort wurden wir gleich von mehreren dubios aussehenden Typen mit Dollar in der Hand angesprochen, die tauschen wollte, komisch, dass die das in der Bank duerfen. Wir sind dann in den ersten Stock zum offiziellen Wechselschalter, um uns zu erkundigen, ich dachte, man koennte vielleicht direkt auf Kreditkarte abheben, ging aber nicht. Also runter zum Automaten , um 2000 Yuan abzuholen. Bei mir hat alles geklappt, bei Leon aber nicht, seine Karte wurde nicht akzeptiert, also musste er zur anderen Strassenseite zu einer anderen Bank. Ich bin dann schon mal wieder rauf und sollte dann erfahren, warum viele ihr Geld inoffiziell tauschen. Ich musste drei Formulare ausfuellen, diese wurden je drei mal kopiert, mit je einer Ausweiskopie zusammengetackert, dann alles ca. 30mal gestempelt, das ganze dauerte 20 Minuten. Und bereits nach 5 Minuten fragte die Dame, wo denn mein Freud bliebe, man schliesse um 14:00 Uhr, man koenne ihn nun nicht mehr bedienen, weil dieser Vorgang immer so lange dauere. So war es dann auch, ich hatte mein Geld und Leon wurde auf 15:30 UIhr vertroestet. Ich war dann nachmittags noch ein paar Ausweiskopien machen und hatte mich gerade fuer ein Nickerchen hingelgt, da klingelte mein Telefon, am anderen Ende war Margo, die kanadische Radlerin, die fragte, wo ich sei. Sie seien in Zimmer Nr. 218. Voellig verdutzt ging ich hinaus, ich dachte, wir wuerden uns erst abends treffen und sie seien in einem Luxushotel. Dort waren sie auch erst und haben ihr Paeckchen abgeholt, dass ihre Tochter geschickt hatte, aber anstatt dort 600 Yuan pro Nacht zu zahlen, zogen sie die 100 Yuan im Hostel vor. Wir unterhielten uns angeregt, bis ploetzlich Leon herteinkam und offenbarte, er wisse nicht, ob er morgen mitkommen wuerde, er wolle in Urumqi bleiben, um zu ueberlegen, wo er wann hinfahren will, er koenne im Moment nicht in die Zulunft planen, wann er wo hinwill und wo er welches Visum beantragen will. Wir sind dann mit Margo und Chris auf den Nachtmarkt gegangen, wo sie diesmal auf unsere Spiesse eine Extraportion Pfeffer gemacht haben, ich bin zwar scharfes Essen mittlerweile gewohnt, aber das war harter Tobak. Wir haben den beiden auch unseren Radladen gezeigt, sie wollen Kette und Ritzel wechseln. Abends im Hotel wirkte Leon dann wieder unentschlossen, ob er nicht doch mitkommt, aber am Freitag um 8:00 Uhr als ich losfuhr, war er icht da, also in ich alleine weitergefahren.

Schade, denn noch bis Almaty Begleitung zu haben, waere schoen gewesen, aber ich bin vorher alleine klargekommen, dann werde ich das jetzt auch.

Der gestrige Tag verlief ereignislos, die ersten 80km fuehrten durch Industriegebiete und Staedte, erst danach wurde es etwas schoener, dank Rueckenwind habe ich 155km runtergespult und in Shihezi, einer sehr gruenen und entspannten Kleinstadt, in einem super Hotel fuer 80 Yuan uebernachtet. Wieder einmnal durfte man sich nicht vom schmuddeligen Treppenhaus taeuschen lassen, durch welches es zur Rezeption im ersten Stock ging. Ich hatte mal wieder CCTV International auf Englsich und war sowieso muede, also habe ich abends nur Nudeln gegessen und war dann im Hotelzimmer.

Heute war ein sehr sonniger Tag, ich bin wieder frueh losgefahren (8:00 Uhr) und bin entlang einer Bergkette 120 flache Kilometer gefahren, wenig Verkehr, gute Strasse, nach nur 5,5 Stunden und 116 km war ich schon um 14:00 Uhr in Wusu (20k westlich von Kuytun fuer die, die eine Landkarte haben), wieder eine der zahlreichen Kleinstaedte. Auch hier hatte ich mit dem Hotel Glueck, fuer nur 50 Yuan ein sauberes Zimmer mit Dusche und warmem Wasser, was will man mehr. Den freien Nachmittag kann ich auch gebrauchen, denn die naechsten Tage werden haerter. Morgen versuche ich, 160km bis zur letzten groesseren Stadt vor der Grenzstadt zu schaffen, es soll bewoelkt sein, ich hoffe, der Wind ist nicht zu stark bzw. weht aus der richtigen Richtung. Und uebermorgen (es soll auch noch regnen), werde ich wahrscheinlich campen muessen, alle meine Karten sagen, dass es fuer 240km keine richtige Stadt bis zur Grenze gibt. Aber mal sehen, vielleicht gibt es eine grosse Tankstelle, die haben hier immer ein paar Zimmer, denn bei Regen zelten ist nicht so toll. Und ich habe Zeit, ich habe noch vier Tage bis mein Visum ablaeuft. Falls ich also morgen abend nicht nach Jiange komme, werde ich das naechste Mal schon aus Kasachstan schreiben, am Mittwoch werde ich nach zweieinhalb Monaten China verlassen, ein schoenes Gefuehl, ein weiteres Land zu erreichen.

22. April 2009

Meldung aus dem Urlaub

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 05:43

Liebe Blogleser,

schoene Gruesse aus Urumqi, einfach herrlich, seit zwei Tagen spanne ich aus, esse jede Menge Leckereien und geniesse die Ruhe des Hostels, hier ist naemlich nichts los, die Saison beginnt erst ab Mai.

Zeit, um ein paar Anekdoten loszuwerden, die ich immer schreiben wollte, fuer die aber die Zeit fehlte. Erstens: chinesische Klemptnerarbeiten. Klingt komisch, ist aber so. Denn es ist unfassbar, was einem (selbst in den teuren) in Hotelbaedern so begegnet. Ich habe noch nie in China ein Bad erwischt, in dem alles funktioniert hat bzw. alles intakt war. Standard, darueber braucht man ich gar nicht mehr aufregen, ist, dass der Klodeckel fehlt bzw locker ist. Auch stinkt es in chinesischen Baedern grundsaetzlich, da der Siphon (das gebogene Rohr sowohl unter dem Waschbecken als auch der Toilete) noch nicht nach China vorgedrungen ist. Auch ist es Standard, dass das Wasser aus dem Waschbecken nicht in einem Abfluss laeuft, sonern erst mal auf den Boden und dann durch den Abfluss der Dusche (eigene Duschkabinen findet man sowieso fast nie). Meistens ist zudem der Duschkopf kaputt (gebrochen oder so verkalkt, dass fast nichts rauskommt). Das alles im Bad verrostet ist, ist sowieso klar und intakte Fliesen kann man natuerlich auch nicht erwarten. Zudem wurede beim Bau oft nicht nachgedacht. Die Dusche direkt ueber der Heizung beschleunigt das Rosten, eimal war der Halter des Duschkopfes an der Wand so angebracht, dass man auf die Toilette steigen muesste, um zu Duschen. Und meistens sind die Baeder gar nicht so alt, es ist aber typisch fuer China, dass hier alles schnell schnell gebaut wird, aber niemand fuer die Instandhaltung sorgt. Erstens weil es keiner kann und zweitens ist es meistens glaube ich gar nicht vorgesehen. Also liebe Klemptner, kommt nach China und aendert dass, es ist das Land von Milch und Honig fuer euch.

Die zweite Anekdote ist mal wieder was Positives, ich hatte ganz vergessen zu berichten, dass wir bzw. ich beim durch die Wueste radeln oft beschenkt wurden. Als ich von Anxi nach Hami alleine radeln musste, schenkten mir Trucker Birnen (lecker) und als Leon und ich wieder alleine waren, wurde uns zwei Mal Wasser as einem LKW gereicht und eine muslimische Familie hielt und gab uns jeweils eine Flache Orangensaft. Sehr nett, gerade bei Hitze und Trockenheit in der Wueste.

Doch am gestrigen Tag wurden wir mal wieder Zeuge volkommener chinesiscer Unfaehigkeit, wir haben echt eine Schande fuer alle Radmechaniker entdeckt. Wir haben versucht, fuer Leon ein neues Hinter- und Vorderrad zu finden. Wir sind zu einem riesigen Giant Bikeladen (so heissen hier die guten Radlaeden) ggangen, die auch super Teile hatte, sogar Dura Ace und Zeitfahrsachen. Sie hatten auch eine Deore Nabe, sowie die gleiche Felge, die ich in Lanzhou geakuft habe und die echt super ist. Sie hatten auch Speichen. Ich wurde aber schon stutzig, als der Typ die Speichen in die Nabe eingezogen hat, er hat erst eine Seite an die Felge gemacht und musste dann die Speichen an der anderen Seite richtig verbiegen, um sie einfaedeln zu koennen. Dann hatte er alle Speichen an der Felge, und sofort, als er sie etwas fester zog, flog der erste Speichennippel durch die Gegend. Noch haben wir uns nichts dabei gedacht, doch das passierte mehrmals. Und als ich nachgucken ging, sah ich, dass der Idiot viel zu kurze Speichen hatte, die auf der Seite, auf der man laengere Speichen braucht (normale Hinterradnaben sind asymetrisch), hoechtens drei Umdrehungen im Nippelgewinde waren. Ich habe ihm dann gezeigt, dass das ganze Rad auseinanderfliegen wuerde, wenn man es belastet, was dieser mit einem Kopfnicken und einem daemlichen Grinsen beantwortete. Super, warum baut er es dann. Da er keine anderen Speichen hatten, sind wir also unverrichteter Dinge gegangen. Was fuer ein Depp. Wieder mal ein Beispiel des chinesischen “nicht das Gesicht verlieren” statt zusagen, dass er keine Ahnung hat.

Gestern abend haben wir dann aber bei einem anderen Radladen einen Experten gefunden, der hat in Windeseile (man sah, dass er das nicht zum ersten Mal machte) ein Rad aus einer Deore Nabe, superguten Speichen und ebenfalls einer Sunrims Felge gebaut. Heute will Leon noch ein Vorderrad bauen lassen, da seine Felge nahezu durchgebremst ist und auch die Nabe schon knarzt. Leon ist damit ja auch schon 12.000km druch Matsch und Schlamm unterwegs.

Ich war heute morgen schon im Xinjang Museum sehr interessant, dort sind Fundstuecke aus den ganzen antiken Staedte hier ausgestellt, unte anderem die “Schoenheit von Loulan”, eine mumifizierte Leiche von 888 vor Christus indoeuropaeischer Herkunft. Gleich will ich zur Post, ein paar Sachen nach Haue schicken und dann einen Frisoer aufsuchen, meine Matte abrasieren lassen. Morgen koennen wir dann hoffentlich unsere unsere kasachischen Visa abholen und dann mt Ali, den wir dort kennengelernt haben, essen gehen Und morgen abend werden wir uns mit Chris und Margo treffen, den beiden kanadischen Bikern mi denen wir zwei Tage geradelt sind, die haben geschrieben, sie waeren morgen da. Und am Freitag geht es dann auf nach Westen Richtung Kasachstan.

20. April 2009

Jahreszeitenjumping

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 14:35

So langsam wird es echt komisch, jeden Tag eine andere Jahreszeit zu haben. Am Donnerstag, als ich meinen letzten Blogeintrag geschieben habe, herrschte Herbststurm, wir sollten abends und nachts noch herausfinden, warum. Als ich nach dem Schreiben aus dem Internetcafe kam, regnete es wie aus Eimern, dazu der Sturm, fantastisch. Wir haben uns dann aber trotzdem den Wecker um 5:00 Uhr morgens gstellt, wir dachten, der Regen hoert vielleicht in der Nacht auf und wir koennen vor Wiedereinsetzten des Windes losfahren. Als um 5:00 Uhr der Wecker klingelte, aber das gleiche Bild, Sturm und Regen, ein echter Grund sich wieder aufs Ohr zu hauen. Als wir dann gegen 8:00 Uhr aufwachten, war der Himmel zwar noch grau, aber es regnete nicht mehr und der Wind hatte nachgelassen. Also haben wir schnell zusammengepackt und sind losgefahren, es ging leicht bergab und wir fuhren der Sonne entgegen, die Landschaft wechselte von Grasland in toskanartige Landschaft mit zypressenartigen Baeumen links und rechts der Strasse, gruenen Feldern, dazu war es fruehligshaft warm, herrlich.

Zum Mittagessen hielten wir in einer fast nur von Kasachen bewohnten Stadt, man fuehlte sich ueberhaupt nicht wie in China, wir haben warme mit Hackfleich gefuellte Teigfladen gegessen, die in Ziegenmilch getunkt werden, sehr delikat. Der Tag verging wie im Fluge, schon um 15:00 Uhr hatten wir unser Tagesziel Jimusar erreicht und haben sogar noch einen Abstecher 12km nach Norden zur Ruinenstadt von Beytik gemacht, einer ehemals riesigen Festungsstadt aus Lehmbauten, ueberhaupt nicht touristisch erschlossen, wir sind durch die Ruinen gelaufen und haben gepicknickt, super. In Jimusar hatten wir dann mal wieder ein superduper Luxushotel mit allen Annehmlichkeiten und das alles fuer 100 Yuan, sehr angenehm. Der abend verlief ereignislos, wir haben nichts gegessen, da wir tagsueber soviel leckeres Fladenbrot gegessen haben, dass es uns schon zu den Ohren herauskam.

Und dann Samstag wieder das genaue Gegenteil. Es war morgens unangenehm kuehl und sofort als wir losfuhren, begann es heftig zu regnen. Auch der Wind wurde staerker und staerker, sodass wir nach 40km wieder gezwungen waren anzuhalten, da es unmoeglich war, gegen den Sturm anzuradeln. Gottseidank sahen wir in 1km eine Tankstelle und haben beschlossen, dort zu warten und notfalls die Nacht dort zu verbringen, nochmal zu “betruegen”, sprich ein Auto anzuhalten, kam fuer uns nicht in Frage. Gottseidank mussten wir nur 3 Stunden warten, bis der Wind nachliess und etwas drehte, sodass wir nur Seitenwind haben wuerden. Diese drei Stunden waren echt lehrreich. Wie ueberall in China, gab es reichlich Personal, zwei Kassiererinnen und 6 Tankwaertinnen und Tankwaerte, alle hoechstens 25 Jahre alt. Und wir wurden drei Stunden lang Zeuge, wie diese acht Grazien sich zu Tode langweilten. Sie haben weder Buecher noch Zeitschriften noch sonst irgendwas, sie haben sich gegenseitig Klingeltonmelodien vorgespielt, Fangen oder Verstecken gespielt, oder gebalgt. Und das tagein tagaus, mitten im Nirgendwo, nur alle 20 Minuten mal ein Kunde. Auf die Idee den Laden aufzuraeumen sind sie bei all der Langeweile aber nicht gekommen, der Shop glich eher einem Wuehltisch.

Die restlich 65km bis Fukang waren nach dem Stopp an der Tanke ziemlich anstrengend, starker Seitenwind und lange ewig gerade Anstiege, zudem passierten wir mehrere Kohlebergwerke und stark rauchende Industrieanlagen, dazu grauer Himmel, kahle Berge, man kam sich irgendwie vor wie auf dem Weg nach Mordor.

In Fukang haben wir dann schnell ein Hotel gefunden, was ganz ordentlich war, ein schwerer Fehler, wie sich spaeter herausstellte. Wir waren erst gegen 19:30 Uhr da, haben in einem Hochsicherheitsupermarkt (unsere Taschen wurden in Beutel verpackt, die wiederum mit einem Schloss verreigelt wurden, nach der Kasse wurde nochmal alles kontrolliert: Sicherheit zuerst!!!) eingekauft und dann lecker Fleischspiesse an eine uigurischen Grill gegessen. Und als wir dann gegen 22:30 Uhr auf CCTV 5 (dem Sportsender) einfach nur das Bundesligalivespiel (gibt es jeden Samstg um 22:30) sehen wollten, diesmal Leverkusen gegen Wolfsburg, setzte ploetzlich ohrenbetaeubend laute Musik ein. Natuerlich Karaoke, ein Gejaule, wir glaubten, jemand haette den Zwinger der Hoellenhunde offen gelassen, es war echt nicht zum aushalten. Wir dachten, der Laerm kaeme aus der benachbarten Disko, die wir gesehen hatten, Leon ist runter zur Rezeption um zu fragen, dass wir ein Zimmer zur anderen Seite bekommen koennen. Zu unserem Entstezen musste er jedoch feststellen, dass sich die Laermquelle im Keller unseres Hotels befand. Leon berichtete von einem fetten schmierigen Han-Chinesen, der mit offenem Hemd auf der Tanzflaeche herumwabbelte. Super, dabei passen wir immer auf, dass wir kein Hotel mit zugehoeriger Bar beziehen, normalerweise sieht man dies, dann steht neben dem Hotelzeichen immer KTV. Doch hier war nichts, kein Hinweis. Laut Schild sollte der Laerm bis 2:00 Uhr andauern, super. Irgendwie habe ich es dann aber trotzdem geschafft, einzuschlafen und war heute morgen einigermassen ausgeschlafen.

Getsern morgen (Sonntag) morgen dann wieder der totale Gegensatz, die Sonne strahlte (sie war gestern abend schon rausgekommen und wir hatten einen schoenen Sonnenuntergang) und wir hatten nur noch 65km bis Urumqi. Die vergingen wie im Fluge, die ersten 20km flach und geradeaus dann ein ca. 10km langer moderater Anstieg auf supoer Strasse. Dort sind uns mindestens 30 Chinesen mit Mountainbikes entgegengekommen, alle wahrscheinlich auf dm Weg zum Tian Chi einem Bergsee in der Naehe von Urumqi. Die letzten 30km waren wie immer wenn man in eine Grossstadt faehrt, recht unangenehm. Erst Industrieanlagen unbd LKW, danach heftiger Bus und Taxiverkehr. Und in Urumqi gab es keine Fahrradwege, also haben wir uns durch den Verkehr gequaelt. Wir sind direkt zum Cornfields Youth Hostel gefahren, wo wir zwei getrente Zimmer bezogen habe, nach einem Monat im gleichen Hotelzimmer bzw. nebeneinander mit unseren zwei Zelten ist etwas Abstand mal ganz gut. Und hier sind wir mal wieder im siebten Himmel, Englsich sprechendes Personal, ein DVD-Raum und andere Auslaender, mit denen man sich unterhalten kann. Das erste mal seit einem Monat, als wir Chengdu verlassen haben. Ich habe abnds gleich einen anderen Deutschen kennengelernt, Andy, ein Mathematikstudent aus Meunchen, der vier Wochen durch Xinjang reist. Er spricht sogar chinesich, da er vor zwei Jahren ein Jahr in China studiert hat. Nachdem ich im Supermarkt nebenan einkaufen war, meine Waesche gewaschen hatte, bin ich mit ihm auf dem Nachtmarkt essen gegangen, wir hatten eine Art Barbecue. Auf unserem Tisch stad ein Kohleofen, darauf kam eine Metallplatte mit etwas Oel und man bestellte Fleisch und Gemuese, welches man selbst briet. Echt lecker, dazu echte orientalische Basaaratmosphaere, was will man mehr. Mit der Gewissheit, am naechsten Morgen nicht radeln zu muessen (ein super Gefuehl) bin ich voellig erledigt ins Bett gefallen.

Heute morgen sind wir dann gleich mit dem Taxi zum kasaschischen Konsulat gefahren und ich muss sagen, Borat haette seine wahre Freude gehabt. Vor dem Konsulat das totale Chaos, hunderte ethnischer Kasachen, die alle rein wollten, aber es gab irgendwie keine richtige Schlange, dafuer aber Gewuehle und Gedraenge. Gleich wurden wir von einem jungen Kasachen angesprochen, Ali, mit dem wir Donnerstag Mittagessen gehen werden, der den Pfoertner fragte, ob wir nur reinkoennten, um ein Formular abzuholen. Also durften wir rein und drinnen erwartete uns eine Schlange an einem Schalter, an dem niemand sass. Nach einer halben Stunde kam eine ca. 25jaehrige Kasachin mit dem missmutigsten Gesichtsausdruck, den ich je gesehen habe. Ihre ganze Erscheinung strahlte pure Arbeitfreude aus, ihre Stimme mit der sie harsch durch die Scheibe bloekte war zuckersuess. Zu uns war sie etwas freundlicher und gab uns die Formulare. Wir dachten, wenn wir schon mal drin sind, koennen wir sie gleich ausfuellen, wir hatten beide die erforderlichen Kopien unserer Paesse und der chinesischen Visa, also haben wir uns wieder angestellt und Paesse und Formulare abgegeben. Wie sich herausstellte, sammelte der Charmebolzen diese nur ein und brachte sie alle 10 Minuten in den Nebenraum, wo (wieder hinter Glas) zwei dickliche Kasachen sassen, die anscheinend die Unterlagen checkten. Dieser Raum war auch wieder vollgepackt mit warteten Menschen, die alle draengelten und schubsten, der Typ vor mir versuchte mit einem dicken Buendel Geldscheine offensichtlich den Mitarbeiter zu bestechen, was dieser aber ablehnte. Wie sich herausstellte wuerden diese beiden uns aber nicht bedienen, es sollte ein anderer eglischsprechender Mitarbeiter kommen, der nach einer Stunde schliesslich unsere Paesse begutachtete, ein paar Fragen stellte (ob wir schon mal in Kasachstan waren, was wir beruflich machen und was wir anschauen wollen) und uns dann sagte, dass wir am Donnerstag unsere Paesse wieder abholen koennen. Schnell noch die Gebuehr bezahlt (umgerechnet 26 Euro) und nach zwei Stunden waren wir wieder draussen. Alles in allem nicht so schlimm, wie ich es erwartet habe.

Da nebenan im kirgisischen Konsulat genausoviel los wahr und wir, wenn wir am Freitag weiterfahren, keine neue Visumverlaengerung in China brauchen, haben wir beschlossen, doch nach Amaty zu fahren udn halt dort das neue Kirgisienvisum zu beantragen. So werde ich voraussichtlich am Mittwoch China verlassen, irgendwie ein schoener Gedanke.

Den weitern Tag habe ich mit einem Mittagsschlaf, einer Schokotorte, Fahrradputzen und einem Supermarktbesuch verbracht. Sehr entspannend. Morgen werde ich dann das Xinjang-Museum besuchen, einen Radladen suchen (ich brauche noch einen Ersatzschlauch) und dann am Mittwoch ein Paket mit ein paar Sachen nach Hause schicken. Und ansonsten werde ich nur ausspannen und essen, das habe ich mir nach 3000km in einem Monat auch verdient. Und dann hoffe ich, dass Donnerstag alles gut geht, wenn wir unser Visum abholen.

16. April 2009

Hoelle des Nordens

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 12:54

Liebe Bloleser,

echt unfassbar, wie sich hier die Landschaften und Bedingungen aendern. Heute blies der Wind so stark aus der falschen Richtung, dass wir ein Stueck LKW fahren mussten, aber dazu spaeter mehr. Der Ruhetag am Montag war sehr entspannt, ich habe eigentlich nur gegessen, getrunken und ein Mittagsschlaf gemacht, Hami ist zwar eine typische chinesische Mittelstadt, aber sehr ruhig, entspannt und mit freundlichen Leuten. Leon hatte ich am morgen wiedergetroffen, wir hatten uns am abend zuvor per E-Mail verabredet und er ist dann mit in mein Hotelzimmer gezogen, da dies besser war als seins.

Am Dienstag sind wir dann guter Dinge losgefahren, wir hatten starken Rueckenwind und bis auf ein Stueck von ca. 20km, wo wir einen veritablen Sandsturm hatten (man konnte teilweise nur 50m weit sehen) sehr entspannt. Nach ca. 80km dann hatte Leon einen Platten und die Ursache war schnell gefunden. Man hat Leon eine zu schmale Felge angedreht, der Reifen ist viel zu gross und der Schlauch kam an der Seite etwas raus. Da Leons Vorderreifen kleiner ist, haben wir den auf die hintere Felge gezogen und konnten weiterfahren. Nun heisst es, in Urumqi ein komplett neues Hinterad zu kaufen, denn auch seine Nabe ist durch, sie macht schon komische Geraeusche. Der Tag verlief weiter super, bis auf einen echt gemeinen Anstieg, der 6km mit 4,5% geradeaus fuehrte (das sagten die Schilder fuer die bergabfahrenden LKW) und der aussah, wie ein Flachstueck, weil die ganze Landschaft mit anstieg. Echt fies, der Kopf sagt einem, es kann hier nicht bergauf gehen, aber man schleicht mit 12km/h vor sich hin. Nach einer Tankstelle, an der wir Wasser gekauft haben, haben wir schliesslich abseits der Strasse wieder unsere Zelte aufgeschlagen und nach einem geruhsamen Abend unseren wohlverdienten Nachtschlaf genossen.

Und dann gestern die unheilvolle Entscheidung, die Hauptstrasse zu verlassen ud ueber einen kleinen Bergpass das noerdlich eines Gebirgszuges liegende Grasland zu erreichen und von dort aus flach nach Urumqi zu radeln. Soweit die Theorie. Es fing auch ganz gut an, von der Haupstrasse fuehrte de Starsse in eine Ebene, in der Salz produziert wurde, in dem in Mulden Salzwasser produziert wurde. Die nicht asphaltierte Strasse fuehrte danach schnurgerade leicht ansteigend in schroffe Berge, spaeter durch enge Taeler entlang eines Baches, die Landschaft wurde mondartig, wir sahen zwei im Sand steckengebliebene LKW (ziemlich bloede Idee, durch dieses Tal mit einem LKW zu fahren). Anders als auf der Karte vermerkt, fuehrte die Strasse auch nicht nach de Haelfte bergab, sondern stieg weiter an. Auch gab es keinen Ort, als wir nach 45km wieder auf eine Hauptstrasse trafen, sodass wir, weil wir kein Wasser mehr hatten, aus einem Bach schoepften und es abends abkochten. Wir fuhren weiter, nun hatten wir Gegenwind und es ging (anders als die Karte sagte) immer noch nicht bergab. Langsam mussten wir einen Campingplatz finden und wurden schliesslich gezwungen zu halten, weil Leon einen Platten hatte. Also Campten wir windgeschuetzt an einem verfallenen Haus, zwar 500m entfrent von einem bewohnten Haus in dem Schaefer lebten, doch ausser den Schafen kam niemand uns zu besuchen. Die Nacht war wieder ziemlich kalt, doch dank meines Schlafsacks sehr angenehm.

Morgens lief noch alles super, nach 20km kam ein kleiner Ort, wo wir fruehstueckten. Doch als wir dann das offene Grasland erreichten (zuvor waren wir noch durch Huegel geradelt), schlug uns ein heftiger Gegenwind entgegen, sodass wir im 2. Gang mit 5km/h radelten. Der Wind wurde imer heftiger, schliesslich war es praktisch unmoeglich weiterzuradeln, die naechste Stadt war noch 60km entfernt. Tolle Entscheidung, auf der 312 zu bleiben, im touristischen Turpan einen Kaffee zu trinken, waere die bessere Alternative gewesen. Wir haben schliesslich einen LKW gestoppt, in dem drei Kasachen und ein Jagdfalke (eingewickelt in Decken) sassen und die uns bis nach Mori, der naechsten Stadt gebracht haben. Hier haben wir fuer 80 Yuan ein super Hotel gefunden, eine heisse Dusche genossen und etwas gegessen. Da der Wind erst gegen 10:00 Uhr auffrischt, wollen wir morgen um 6:00 Uhr losfahren und versuchen, bis 10:00 Uhr im naechsten Ort 80km entfernt zu sein. Und wenn nichts hilft, muessen wir halt nachts fahren, wenn kein Wind herrscht.

Und jetzt sitzen wir hier in einem Internetcafe und sind ziemlich verwirrt. Der Besitzer muss die Polizei gerufen haben und die voellig verwirrte Polizisten schafft es nicht (trotz der chinesischen Informationen auf dem Visa) uns hier zu registrieren oder was immer sie von uns will. Sie fragt gerade zum zehnten Mal wo wir herkommen und schafft es auch nicht, die beiden Paesse richtig zuzuordnen. Dabei wollen wir doch nur unsere Ruhe.

12. April 2009

Die Ereignisse ueberschlagen sich

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 13:38

Liebe Blogleser, das waren ereignisreiche Tage seit meinem letzten Bericht am Dienstag. Am Mittwoch haben wir einen wohlverdienten Ruhetag eingelegt. Gleich morgens habe ich mir ein Taxi genommen, der Fahrer erklaerte sich mit 50 Yuan eiverstanden. Zuerst habe ich die grosse Festung besichtigt, echt eindrucksvoll, eine grosse lange flache Aussenhmauer und in der Mitte die eigentliche Festung auf einem Huegel, sehr schoen. Auch das zugehoerige Mauermuseum war gut, viele Waffen und Modelle, die die verschiedenen Bauarten der chinesischen Mauer erklaerten. Wahnsinn, zu Hochzeiten waren ueber eine Million Soldaten an der Mauer stationiert. Danach ging es zu zwei Mauerstuecken, die auf eine Gebirgskette gebaut waren, es ging jeweils sehr steil ca. 200 Hoehenmeter rauf, leider war die Mauer total renoviert, es sah ehrlich gesagt etwas Disneyland-maessig aus, aber trotzdem interesant. Ich war der einzige Besucher, die Landschaft (schroffe Berge, den Blick auf Wueste) war grandios. Dann die Ueberaschung, vor dem Hotel vorgefahren, wollte der Taxifahrer ploetzlich 100 Yuan, 50 fuer jede Sehenswuerdigkeit. Das waere viel zu viel. Erstens sagte der Lonely Plant, dass 50 Yuan angemessen sind und zweitens waren es nur 30km und 3 Stunden, 100 waeren also unversachaemt. Nach viel Gerede habe ich ihm schliesslich 50 ins Auto gelegt und bin ins Hotel. Er folgte mir und legte das Geld wieder auf den Tresen. Nach wildem gestikulieren erklaerte ich schliesslich dem nun vollstaendig versammelten Hotelpersonal ,was geschehen war. Die hatten ja auch gesehen, wann ich gegangen war und waren ebenfalls der Meinung, dass 100 viel zu viel sei. Doch der Taxifahrer war hartnaeckig und legte das Geld immer wieder auf den Tresen zurueck, bis schliesslich der Hotelchef ihm das Geld in die Tasche steckt und ihn hinausschmiss. Sehr gut.

Den nachmittag habe ich dann mit Essen verbracht. Erst ein Stueck Torte und dann lecker uigurisches Brot. Ausserdem musst ich einen Rucksack kaufen, um fuer die Wueste genug Wasser transportieren zu koennen.

Am Donnerstag trauten wir dann nach ca. 30km unseren Augen kaum. Am Strassenrand unterhielten sich zwei andere Radler mit Autofahrern. Margo und Chris, ein Ehepaar Mitte 50 aus Kanada sind am 7. Janaur (einen Tag nach mir) in Bangkok losgefahren und wollen auch nach Europa. Also sind wir zu viert weitergeradelt, es ging weiter leicht bergauf und wir haben es genossen, mal wieder mit jemandem anderen reden zu koennen. Auch beschlossen wir, gemeinsam zu zelten. Nach 105km haben wir also eine kleine Zeltstadt aufgebaut und haben lecker Instantnudeln gekocht. Chris ist Kernphysiker und war Praesident eines grossen Forschungsprojek am CERN in der Chweiz und hat sich auch ein Jahr freigenommen. Scheint im Trend zu liegen.

Am Freitag morgen nach einem Fruehstuek aus Keksen und Kaffee dann die Bombe. Nach 10km stellte Leon fest, dass mit seinem Hinterrad etwas nicht stimmt. Und tastaechlich, auch seine Felge ist gebrochen, das gibt es doch gar nicht, zwei Felgenbrueche in zwei Wochen. Wir haben dann versucht, in der naechsten Stadt eine guten Radladen zu finden, haben aber nur einen Beweis chinesischer Unfaehigkeit gefunden. Der Radladenbesitzer hat Leons Schnellspanner geloest, um die Speichen zu messen und hat ihn dann verkehrt herum zugemacht. Gottseidank liess sich das Probem beheben, ich dachte schon, er hat ihn uebredreht. Echt unfassbar, hat einen Radladen und kann keinen Schnellspanner bedienen. Wenn er schon keine Ahnung hat, dann soll er eben die Finger davon lassen.

Also haben wir beschlossen, dass wir einfach versuchen wollen, weiterzufahren, so lange es geht. Das waren dann 10km, bis die Felge immer schlimmer wurde. Also hiess es, sich zu trennen. Leon wollte in die Stadt zurueck, da die naechste erst in weiteren 110km war. Und eine solche Distannz zu trampen, erschien zu schwer. Die einzige Moeglichkeit erschien uns, in Hami zu versuchen einen guten Radladen zu erwischen, was ca. 450km enfernt war. Nach 5 Minuten hielt ein leerer LKW, der Leon schliesslich mitnahm.

Ich bin dann mit Margo und Chris bei super Rueckenwind 168km (weiter als geplant) bis Anxi gefahren, wo wir ein gutes Hotel gefunden haben. Und als ich gerade mit dem Duschen fertig war, klopfte es an der Tuer und vor mir stand Leon, mit einer blutenden Stirn. Der hatte gerade, nach einer echten Odysee, durch Zufall unsere Raeder gesehen als er angekommen war und sich dann an der Glastuer eine Platzwunde zugezogen. Gottseidank hatte Margo dafuer spezielle Pflaster, die die Wunde zusammenhalten, sodass er nicht zum Arzt musste. Der LKW-Fahrer hatte Leon zu einem anderen Radladen gebracht, die ihm dort aber auch nicht helfen konnten, sich aber ebenso dilletantisch anstellten, sodass Leon auch sein Rad dort nicht reparieren lassen wollte. Am Busbahnhof wollte er dann einen Bus nach Hami nehmen, doch es gab keinen Dirketbus. Und der Busfahrer des Busses nach Anxi (die Stadt in der wir waren) wollte sein Rad nicht mitnehmen. Ein Polizist, der das mitbekommen hatte, hat ihn aber schliesslich angewiesen, ihn mitzunehmen. Sehr freundlich. Wir sind abends dann nur noch Suppe essen gegangen und waren voellig alle. Auch haben wir uns von Chris und Margo verabschiedet, die einen kleinen Abstecher nach Dunhuang machen, da sie mehr Zeit haben, sie wollen erst Anfang Juni in Kirgisien sein. Leon und ich wollten uns in Hami wiedertreffen.

Da der Wind hier immer erst gegen 9:00 Uhr einsetzt und hier immer Westwind herrscht (sehr vorteilhaft, da wir ja nach Westen fahren), bin ich sehr frueh losgefahren, da ich gestern nach Norden musste. Und der Tag war extrem hart. Immer starker Seitenwind ging es die ersten 70km immer geradeaus (kein Scherz, es gab keine einzige noch so klitzekleine Kurve), links und rechts nur Wueste, bis zu einem Ort namens Liuyan, wo ich Mittag gegessen habe. Gleichzeitig ging es 800 Hoehenmeter bergauf, sodass ich mit 12-15km/h dahinschlich. Eigentlich wollte ich danach nicht bis Xingxingxia (der Grenzort zur Provinz Xinjang) fahren, aber ich habe einfach keinen geeigneten Campingplatz gefunden. Nach 160km und 9,5 Stunden Fahrtzeit setzte ich meine Hoffnung in ein Hotel, das ich mal in einer Fernsehreportage gesehen habe, in der ein Radler durch China begleitet wurde. Das gab es aber irgendwie nicht mehr und die einzige Schlafmoeglichkeit waere ein Bett in einem Schlafraum mit LKW-Fahrern gewesen. Ich kann mir nichts schoeneres vorstellen. Also habe ich soviel Wasser gebunkert, wie ich schleppen konnte und bin noch 5km weitergefahren, wo ich in einem verlassenen Tal einen schoenen Campingplatz gefunden habe. Schnell das Zelt aufgebaut und den Kocher angeschmissen, es gibt nichts ueber ein Essen in freier Natur. Xingxingxia ist uebrigens ein Ort, wie man es sich in einem Endzeitfilm nicht besser ausmalen koennte. Inmitten von Steinwueste und Bergen, dreckige heruntergekommene einstoeckige Bauten mit dreckigen LKW-Werkstaetten, streunende Hunde, ein echter touristischer Leckerbissen. Voellig fertig bin ich um 21:00 Uhr eingeschlafen.

Nach einem super Schlaf habe ich dann heute um 7:00 Uhr mein Zelt und den ganzen Kram zusammengepackt und bin frueh los. Und heute war mir der Radlergott freundlich gestimmt. Die ersten 100km habe ich in nur 3 Stunden absolviert, denn es ging immer leicht bergab und ich hatte Rueckenwind. Das war auch gut so, denn meine super Karte ist leider falsch. Laut meiner Landkarte sollte es bis zum naechsten Ort 104km sein und davor sollte es noch einen anderen Ort geben. In Wirklichkeit gab es diesen aber nicht und bis Luotuoquanzu waren es 130km. Und dazwischen nichts als Wueste, 30 Grad und ein Wind wie ein Heissluftfoen. Keine Moeglichkeit Wasser zu bekommen. Soviel konnte ich gar nicht trinken, um nicht staendig Durst zu haben und trockene Lippen. Um 12:00 Uhr war ich dann in besagtem Luotuoquanzi, wo ich eigentlich bleiben wollte. Der Ort war aber nicht wirklich besser als Xingxingxia und weil es so frueh war und ich weiter Rueckenwind haben wuerde, beshloss ich weiterzufahren. Nach weiteren 70km (insgesamt 200km) war ich dann gegen 16:30 Uhr in Hami, ein echten Grossstadt mit allen Annhemlichkeiten. Durch Zufall habe ich einen guten Radladen gefunden (die heissen in China fast immer Giant Bikestore) und habe ihnen ein Bild von Leon auf meiner Kamera gezeigt, woraufhin sie mir seine kaputte Felge zeigen. Nun weiss ich, dass Leon in Hami ist und ein neues Hinterrad hat, jetzt muessen wir uns nur noch treffen. Ich habe ihm eine Mail geschrieben und er hat meine Nummer, sodass er mich anrufen kann.

Morgen werde ich nichts tun, ausser soviel zu essen und zu trinken wie ich kann, denn die letzten Tage gingen an die Substanz. Ich bin 535km in drei Tagen durch Wuesten geradelt, das reicht. Ich bin echt froh, dass ich beschlossen habe, nicht nach Kashgar zu radeln, was 2000km mehr solcher Tage bedeutet haette. Da ziehe ich Grasland und Berge vor.

7. April 2009

Bester Campingplatz der Welt

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 13:00

Liebe Campingfreunde,

egal welch superschoener Campingplaetze ihr euch schon erfreut habt, unseren Campingplatz gestern abend koennt ihr nicht toppen. Aber dazu spaeter mehr.

Eigentlich wollten wir schon am Sonntag campen, weil die naechste groessere Stadt Zhangye 170km entfernt lag. Die ersten 100km waren atemberaubend, es ging mit starkem Rueckenwind durch Steinwueste bis auf 2600m sanft bergauf, zur Linken Gletscher und schroffe Felsformationen. Bis zur naechsten Stadt Shandan waren 100km nichts als gerade Strasse und kein einziges richtiges Dorf. Deshalb haben wir genug Wasser und Proviant eingekauft, weil wir nur noch 30km weiterfahren wollten, um an einem Stueck der chinesischen Mauer zu campen. Doch ploetzlich waren ueberall Haeuser und Menschen, viel Ackerbau und wir haben keinen einsamen Platz zum Campen gefunden. Wir wollen naemlich nicht, dass uns jemand sieht, nicht weil wir Ansgt haben ueberfallen zu werden, sondern weil jeder kommen wuerde, um uns zu sehen und wir keine ruhige Minute haetten. Es waere perfekt gewesen, wir haetten windgeschuetzt hinter der Mauer campen koennen, aber im Endeffekt musssten wir bis Zhangye weiterfahren, sodass wir am Ende 176km auf dem Tacho hatten. Dort haben wir fuer nur 80 Yuan ein super Hotel mit sauberem Bad und Heisswasser gefunden. Da wir noch Instantnudeln hatten und einen Wasserkocher sind wir gar nicht mehr vor die Tuer gegangen, es war auch schon 19:00 Uhr als wir ankamen.

Gestern dann ein super Tag. Den ganzen Tag hatten wir Rueckenwind, es ging leicht bergab und die Landschaft wurde wieder super einsam, nur Steinwueste und Berge, alle 40km mal ein Ort. Hier war es aber echt gut, nicht allein radeln zu muessen, denn die Strasse geht wirklich nur geradeaus, manchmal kann man 10km weit schauen. An einer Tankstelle mitten im nirgendwo haben wir dann genug Wasser fuer die Nacht und den Morgen gekauft und haben 5km weiter den besagten perfekten Campingplatz gefunden. Ca. 2km von der Strasse war eine verfallene Festung der grossen Mauer, von der nur noch die Ecken standen, hinter einer Ecke haben wir windgeschuetzt unsere Zelte aufgestellt, ringsum Wueste und der Ausblick auf 5000m hohe Gletscher im Sonnenuntergang, was will man mehr. Mit meinem Kocher haben wir uns Waser heiss gemacht und die “leckeren” chinesischen Instantnudeln gegessen, das sind ueberdimensionierte 5-Minuten-Terrinen, aber irgendwas muss man ja essen. Es war so herrlich, mal einen ruhigen Abend zu haben, ohne Hupen, staendige “Laowei”-Rufe usw. Einfach Musik hoeren, Tagebuch schreiben und etwas lesen. Einzuger Wermutstropfen war, dass nachts ein dort wohl ansaessiger Vogel anfing zu singen, aber wir waren so muede, dass wir trotzdem schlafen konnten. Guter Service war auch, dass der Mond so hell schien, dass man fast im Dunkeln weiterlesen konnte. Nachts kuehlte es auf ca. null Grad ab, aber dank gutem Schlafsacks war das kein Problem.

Heute morgen haben wir dann unsere Zelte wieder eingepackt und sind 35km zur naechsten “Stadt” geradelt, wo wir gefruehstueckt haben und fuer den Tag verpflegt, denn auch heute gab es ausser der Wueste, der geraden Strasse und uns nicht viel unterwegs. Bevor wir nach Jiuquan kamen, einer grossen Stadt 25km vor unserem heutigen Tagesziel Jiayuguan, war das einzige wirkliche Ereignis, dass wir mal wieder auf die parallel verlaufende Autobahn trafen. Nach 130km waren wir dann heute am Ziel und haben ein ziemlich heuntergekommenes aber guenstiges Hotel bezogen und haben gerade mal wieder Fastfood (Dico’s, das chinesische McDonalds) genossen, nach 6 Tagen Nudeln etwas Abwechslung. Jetzt sind wir sogar einen Tag vor unserem Plan und legen nach 6 Tagen und 770km einen wohlverdienten Ruhetag ein. Hier in Jiayuguan ist naemlich das westliche Ende der Mauer zu besichtigen und eine grosse Festung mit Seidenstrassenmuseum.

Von hier aus werden wir dann wieder 6 Tage radeln, immer 2 Tage campen und einen Tag Hotel. Naechster Ruhetag wird in Hami sein, der letzten Grossstadt vor Urumqi, dort freue ich mich auf die beruehmten und suessen Hami-Melonen. Danach wird es ueber unendliches Grasland nach Urumqi gehen (ca. 5 Tage).

4. April 2009

Naechtliche Ruhestoerung

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 13:27

Liebe Blogleser,

China wird immer komischer. Vorgestern nacht in Yongdeng wollte wir eigentlich nur unseren wohlverdienten Nachtschlaf geniessen und sind um 22:00 Uhr schlafen gegangen. Gegen halb eins wurde ich dann durch Schreie Leons geweckt und als ich hochschnellte sah ich nur einen im Gang am Boden liegenden Chinesen. Der war betrunken und hatte sich in unser Zimmer verirrt und Leon hat ihn unsanft hinausgschubst, ich hoffe, er hat sich weh getan. Als die Gruppe weiter auf dem Flur herumschrie bin ich noch mal raus, der Typ lungerte immer noch vor unserer Tuer rum, aber schliesslich hat er Reissaus genommen. Echt unfasssbar, hier in Gansu scheinen die Leute echt viel zu saufen, das war in den anderen Gegenden Chinas nicht so. Und auch gestern in Gulang hatten wir eine Begegnung der Dritten Art. Wir hatte gerade eingecheckt und waren in unserem Zimmer, da klopfte es an der Tuer und vor uns standen zwei Chinesen, die wohl einfach nur mal die beiden Westler sehen wollten. Ich glaube die wohnten nicht mal in dem Hotel. Das war echt zuviel, auf der Strasse dumm angelacht oder als Auslaender beschimpft zu werden, ok, aber einfach an die Tuer klopfen, das geht zu weit. Leon ist total ausgerastet und hat die beiden davongejagt und der Angestellten zu verstehen gegeben, dass nicht in Ordnung ist. Lanmgsam haengt mir das echt zum Hals raus, gerade haben wir an einer Strassenkueche was gegessen und die Leute wolten unser Essen anfasssen. Wo sind wir eigentlich. Wohl nicht in einem zivilisierten Land. Auch deshalb haben wir beschlossen, dass wir die naechsten Tage campen wollen, hier wird es jetzt auch echt einsam, nur alle 20km mal ein kleines Dorf, da koennen wir wahrscheinlich besser schalfen als mit laermenden und nervigen Chinesen.

Tschuldigung, das mag alles echt hart klingen, aber auch diejenigen unter euch, die schon mal in China waren, waren das wohl nur fuer zwei Wochen und in touristischen Gegenden. Was einem hier aber taeglich widerfaehrt ist echt unfassbat. Ausnhmen muss ich davon uebrigens die Provinz Yunnan. Hier waren die Leute immer freundlich und ich wurde auch nie in Hotels abgewiesen. Das mag aber daran liegen, dass dort ueberwiegend keine Han-Chinesen leben.

Die Radstrecke war gestern anders, als wir sie uns vorgestellt haben. Wir dachten, der Hexi-Korridor sei flach, aber es ging (zwar sanft) immer weiter bergauf, bis auf eine Ebene auf 2700m, wo ein heftiger Gegenwind (oder besser -sturm) einsetzte. Und dann mussten wir auch noch 300 steile Hoehnmeter bis zu einem Pass auf 3025m ueberwinden, wegen des Gegenwindes bin ich fast von Rad gefallen, mit dem Gepaeck und bei 3-4km pro Stunde und Boen echt hart Arbeit. Oben war es ziemlich kalt, also Muetze und dicke Handschuhe wieder ausgepackt und dann ab in die Abfahrt nach Yongchang. Dort haben wir nur geduscht, etwas gegessen und sind dann etwas rumgelaufen. Ach ja, un dunterwegs hatten wir noch bange Minuten. In Tianzhu wurden wir an einer Polizeikontroole angehalten, die MG-Stellung mit zwei finster dreinblicekienden Soldaten machte uns chon etwas stutzig. Der freundliche Polizist musterte unsere Paesse ganz genau und telefonierte dann mehrmals. Nach einer halben Stunde kamen dann schliessliche zwei junge Beamte in Anzung und musterten unsere Paesse ebenfalls ausgiebig. Schliesslich sagte der eine, wir koennen hier nicht bleiben, dies sei ein Ort in dem eine Minderheit lebe. Wir dachten echt, die schicken uns jetzt zurueck und das wars, denn auf der einzigen Alternativroute haetten wir das gleiche Problem. Aber als wir dagten, dass wir hier gar nicht bkleiben wollen, sondern einfach nur nach Urumqi, durften wir weiterfahren. Das waren echt bange Momente

Heute dann endlich die versprochenen flachen Kilometer. Erst ging es 60km immer leicht bergab und dann 70 weitere ebene Kilometer bis Yongchang, ewige Geraden, es wurde endlich warm, flimmernde Strasse am Horizont, was will man mehr. Wir waren so schon um 15:30 Uhr in Yongchang, wo ich endlich mal wieder zum Frisoer gegangen bin, sehr komisch, ich glaube das war nicht nur ein Frisoer, sondern dort wurden auch andere Dienstleistungen angeboten. In China sind naemlich Bordelle meist als “Frisoersalon” getarnt. Das merkte ich aber erst, als ich den etwas merkwuerdig aussehenden Hinterraum sah. Mir hat man aber lediglich die Haare abrasiert und auch nichts anderes angeboten.

Zum Abschluss noch ein paar Fotos, die Leon gemacht hat. Da seine Kamera nicht so hochaufegloest ist, brauche ich sie nicht verkleinern.

2. April 2009

On the road again

Gespeichert unter: Weltreise 2009 — carsten_block @ 12:00

Liebe Blogleser,

nachdem ich gestern in Lanzhou nichts getan habe, ausser einen Sonnenhut zu kaufen, zu essen und einen Mittagsschlaf abzuhalten, ging es heute wieder los. Die ersten 30km waren etwas nervig, da sich Lanzhou in einem schmalen Tal ewig langzieht, aber danach ging es flach auf bester Strasse am gelben Fluss entlang, bis nach 45km die Strasse 312 abzweigte, der wir nun 2000km bis Urumqi folgen werden. Diese fuehrt jetzt erstmal durch den sehr trockenen Hexikorridor, ein schmales Tal inmitten bizarr aussehender Felsberge. Dies war seit jeer der einzig sichere Weg zwischen West- und Ostchina, da weiter noedlich die MOngolen lauerten. Hier werden wir auch auf das westluiche Ende der Mauer treffen.Die Strsse 312 ist auch bestens ausgebaut, wenig Verkehr und es ging ganz langsam bergauf. Das Wetter war zunaechst bestens, ca. 17 Grad und Sonne, gegen Mittag haben wir in einer Art Schulkantine gegessen, mit metallenen Tabletts mit Aussparungen fuer mehrere Gerichte, es gab lecker Gemuese, Tofu und Reis. Da wir mit dem Rad kamen, hat der Koch einen richtigen Berg draufgehauen.

Leider bewoelkte es sich am nachmittag und es kam ein heftiger Wind auf, sodass von den trockenen Bergen jede Menge Sand aufgewirbelt wurde, aber das wussten wir ja, dass es hier Sandstuerme geben kann. Deswegen und weil Leon sich heute nicht besonders gut fuehlt (Erkaeltung) sind wir schon um 15:30 Uhr in Yongdeng nach 107km in ein Hotel mit heisser Dusche (das ich das noch erleben darf) eingekehrt. Jetzt schlaeft Leon und ich habe mich ein wenig im Dorf umgesehen. Ach ja, wir haben hier wohl eine ungewoehnliche Form der Freizeitbeschaeftigung gefunden. LKW umwerfen und Ladung bergen. Wir sind heute an zwei LKW’s vorbeigefahren, bei denen sich auf einer Seite wohl die Reifen geloest haben und die dann einfach umgekippt sind. Ich muss gestehen, dass ich kein echtes Mitleid emppfinde fuer die hupenden Ungeheuer. Its aber auch ein bloede Idee, mit voellig abgefahrenen Reifen LKW’s voellig zu ueberladen und immer nur notduerftig zu reparieren. Da bleibt sowas halt nicht aus.

Ach ja, die Hauptbeschaeftigung der Chinesen hatte ich ja noch gar nicht erwaehnt: Bachsteine. Die sind hier ueberall. Jeder zweite Lastwagen transportiert sie, Menschen transportieren sie in Koerben auf dem Ruecken, in Handkarren, man sieht sie fein aufgereiht am Strassenrand, als Haufen, ueberall. Es wirkt so, als sei 2009 das Jahr des Hausbaus. Jeder baut ein neues Haus, renoviert es, in jeder noch so kleinen Stadt werden 6-spurige Strassen gebaut mit riesigen Wohnbloecken, man fragt sich immer, wer da eigentlich drin wohnen soll. Auch in jedem Fluss an jedem Berg werden Steine abgebaut fuer noch mehr Beton und nochmehr Strassen. Das macht einem echt Sorgen, wenn die so weiter machen, dann wird in den bergigen Gegenden in den Taelern bald nichts mehr sein als Strassen, Autobahnen und Haesuer. Ausserdem fragt man sich, was eigentlich die ganzen Bauunternehmer, Arbeiter, Ingenieure etc. machen, wenn das mal alles fertig ist. Auch erschreckend ist, dass in jedem noch so kleinen Dorf mehrere Motorrad- und LKW-Werkstaetten sind. Wenn die Strassen erstmal alle gut asphaltiert sind und die Leute auf die Idee kommen, ihre Sachen ordentlich raparieren zu lassen, dann haben die alle ein Problem. Sowieso frage ich mich schon seit Chengdu, wovon die Leute eigentlich alle leben. Ausser ein bisschen Landwirtschaft in schmalen Taelern gibt es nichts ausser besagte Werkstaetten und es wird gebaut. Z.B. Long Nan, genau in der Mitte der unsaeglichen Strasse. Man muss in jede Richtung ueber mehrere teils ungeteerte Bergpaesse und dann taucht mittendrin diese Stadt mit ca. 250.000 Einwohnern auf.

So und jetzt noch einige Details zu meiner Routenaenderung, da ich gehoert habe, dass einige meine Route auf Landkarten nachverfolgen. Wir werden jetzt bis zur beruehmten Oase von Turpan auf meiner urspuenglich geplanten Route bleiben, also noch ca. 1600km. Dann werden wir nach Norden abzweigen und nach Urumqi, der Hauptstadt von Xinjang fahren. Von dort geht es 600km direkt gen Westen bis zur kasachischen Grnzen, wo wir nach Almaty radeln werden. Von dort geht es in zwei Tagen nach Bishkek , der Hauptstadt Kirgisens. Da unsere beiden Visa fuer Kirgisen erst ab 15. Mai gueltig sind, haben wir also genug Zeit, um ohne Hetze dorthin zu gelangen. Ausserdem ist die Route bei weitem nicht so bergig wie bisher.

In Bishkek trennen sich unsere Wege, Leon will noch etwas durch Kirgisien radeln, ich werde mich auf die spektakulaere Bergstrasse zwischen Bishkek und dem usbekischen Fergana Tal begeben, wo ich wieder auf meine urspruenglich geplante Route treffen werde.

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